Mittwoch, 16. Mai 2012

Der Mai

Was für ein Monat...

Die Hälfte ist rum und ich möchte ihn schon ganz vergessen.
Sollte mir eigentlich leicht fallen, bei all dem, was ich gerade so vergesse. Mich weder um Rose kümmere noch um den Haushalt.

Liegt es mit am Wetter, da auch hierbei der Wonnemonat Mai aus dem Vollen schöpft und zwischen 30 Grad oder Bodenfrost mit Schnee wirklich alles aufbietet?

Eigentlich bin ich davon ausgegangen, ich liege nicht schlecht im Rennen. Keine Spitzenleistung von mir aber normales Tempo halten und in der Lage sofort hoch zuschalten.
So wie am Muttertag?
Der Tag, an dem es Rose mal so richtig gut ging, als die Kids mir Roses Arbeit abnahmen? Was habe ich überhaupt an dem Tag geleistet?

Ich nehme es einfach anders wahr.
In Büro muss ich gerade wieder selber ran, Basisarbeit.
Es gefällt mir, mal wieder selber fahren zu dürfen, nicht immer nur hinten sitzen, Kommandos geben und zuzusehen. Richtig Gas geben, zu viel Arbeit für einen wenigen. Es macht Spaß.

Und dann komme ich Heim, bin glücklich mit dem Erreichten.
Nur Rose schaut enttäuscht und mit Gedanken wo anders.
Ich merke es, etwas stimmt bei ihr nicht.
Aufmuntern lässt sie sich nicht, Fragen beantwortet sie nicht, also was nun?
An mir kann es nicht liegen, komme recht spät heim und habe auch nichts gemacht. Nach abarbeiten meines abendlichen Programms bediene ich sie noch ein wenig. Ein Stückchen Süßes, ein Cocktail, ein Glas Sekt.
Sie Sitz am Rechner, chattet und strahlt.

Gemeinsam gehen wir ins Bett, kuschelte ich mich wie sonst an sie.
Nicht ganz wie sonst, Rose liegt verschlossen da, ist auch nicht bereit ihre Arme zu öffnen.
Ich merke, es geht ihr nicht gut. Sie braucht ihre Ruhe, soll dort ihre Gedanken sammeln.
'Schlaf gut, meine Rose', denke ich und lege meinen Kopf auf ihre Hüfte.
Hier liege ich gut, hier schlafe ich nun ein.

"Du hörst mir nicht mehr zu", sagt Rose unvermittelt zu mir.
Das kann gar nicht sein. Sie täuscht sich. Mag sein, dass ich nicht gleich auf das Ein oder Andere reagiere, aber zuhören tue ich auf alle Fälle.
"Ich habe dir heute gesagt was ich gemacht habe. Drei Mal."
Mein Hirn arbeitet auf Hochtouren.

Was hat Rose heute zu mir gesagt?
Stille.
'Was war es? Was war es?'
Ich habe keine Ahnung was es war.

"Ich weiß es nicht."
"Ich habe die eine Wand gestrichen."
Das ist ein Test von ihr. Ich weiß immer noch nicht, was sie mir erzählt hatte. Ich kann mich an kein einziges Gespräch zurück erinnern. Und ich weiß vor allem nicht, welche Wand sie meint.
"Welche Wand?"
"Das habe ich dir gesagt, die beim Großen."

Ja, ich habe ihr nicht zugehört. Aber warum nicht? Es ist mir wichtig, wenn Rose mit mir spricht. Es ist mir wichtig, Dinge, die Rose mir sagt auch zu erledigen. Und das kann nur gehen, wenn ich ihr auch zuhöre.
Jetzt wundert es mich nicht mehr, dass Rose so abweisend zu mir war. Jetzt kenne ich den Grund.
Mein Hirn kocht. Wie war der Ablauf?
Ich kam heim und... Rose aus dem Keller.
Ich holte mir einen Kuchen, machte mir einen Kaffee… und Rose fragte auch nach einem Stück. Wann hatte sie das letzte Mal fragen müssen...
Sie fing an das Essen zuzubereiten, dann kam ihr Bruder, aß Kuchen, ging.
Dann Abendessen und wir fuhren weg.
Zu keiner Zeit konnte ich mich an den Inhalt eines Gespräches erinnern.
Wir hatten mittags telefoniert. Hatte sie es mir da schon gesagt? Nein, oder?

Meine Gedanken rasten. Akribisch versuchte ich den Ablauf zusammenzupuzzeln in der Hoffnung dort ein paar Fetzen zu finden.
Und dann wurde mir klar.
Nichts von dem war hängen geblieben.

Kommt Tiger...
Welches Essen...
Sollen wir noch weg...
Ja, die Interaktionen. Bei denen ich antworten muss. Die sind noch da.

"Ich will das nicht mehr. Du wirst mir zuhören."
Und ob ich das werde Rose.
Noch immer grübelte ich, warum ich diese Information von ihr so einfach ignoriert hatte.
Ich überdachte meinen Tagesablauf, dachte nach über das, was ich alles so machte. Und ich stellte fest, eigentlich ist nichts anders wie früher.
Kein Unterschied zu noch vor einem Jahr. Genau gleich zu dem Punkt, den sie nicht mag und an den ich nicht gerne zurück denke.
Ich tue nichts mehr.

Noch während ich über meinen aktuellen Stand nachdachte meinte sie, "du kannst dich ruhig wieder ankuscheln".
Wie gerne ich das Angebot annahm und mich wieder in ihren Schoss legte.
Wie unangenehm es mir dann dort war und ich mich nach kurzem zurückzog.

Es ist sicher nicht das allein Seligmachende, aber es wird mir helfen, dahin zu gelangen, wohin ich will:

Ich werde Rose zuhören.


Vom Rosenzüchtling


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