Montag, 13. Mai 2013

Schuhe -II-

... oder wie man zwei Frauen auf einmal glücklich macht.

Wir haben es eilig.
Vor wenigen Minuten ist die Lady gekommen und schon getreten wir den Laden, damit ich mich erkenntlich dafür zeigen kann.
"Kann ich helfen?"
Nur kurz streift Roses Blick umher.
"Nein. Ich sehe nicht wonach ich suche."
So schnell war ich noch nie beim Schuhekauf aus dem Laden heraus.

"Wie spät?"
"Gleich Fünf."
Samstags in Wien, wie lange haben hier die Läden auf?
"In einer halben Stunde kommt der Große."
Ich habe verstanden. Um die Öffnungszeiten brauche ich mir keine Sorgen zu machen.
Wir betreten den nächsten Laden.

Gleich am Eingang fällt mein Blick auf ein Paar, doch ist der Absatz zu hoch. Der Stil, die Farbe ist was sie sucht, doch waren es flachere Schuhe, die den Absatz verloren hatten.
Wir laufen durch, schauen uns um, suchen und Rose findet in der Auslage das passende Paar.
Die Farbe, wie die, die ich sah, der Stil weicht ein wenig ab. Doch die Absätze sind genauso hoch.

"Die sind zu klein."
Sofort hole ich eine Angestellte dazu, eile zurück zum Eingang und komme mit meinem Schuh zurück.
"... nur ganze Nummern größer" höre ich die Angestellte sagen, die gerade den Barcode einscannt.
"Bitte auch von dem" halte ich ihr meine Schuhe hin.
"Beide Größen oder nur die größere?" fragt sie zurück.
"Oh, die sind schön" unterbricht uns Rose und nimmt sich den Schuh, "beide" sagt sie rasch.

Wir warten, die Angestellte ist weg. Eine andere Lady hat sie sich auf dem Weg zu uns 'geschnappt'.
Also hole ich selbst die Schuhe, bringe sie Rose, die alle durchprobiert.
Ihre passen, meine sind zu groß. Doch die kleiner Größe von meinem passt auch.
"Oh, sie haben die Schuhe bereits. Ich habe danach gesucht..."
Wir haben keine Zeit darüber zu diskutieren.
"Was meinst du, welche Schuhe soll ich nehmen?"
Mein Entschluss steht fest. Ihre passen, meine auch. Ihre sind schön, meine haben einen anderen Stil. Ihre aus Wildleder und draußen platsch der Regen auf den Stephansplatz.
"Beide sehen gut aus..." Verkäuferblabla. Doch sie hat recht.
"Den nicht" gebe ich ihr die falsche Größe in die Hand, packe die anderen zwei ein und gehe davon.
"Für welchen haben sie sich entschieden" wird Rose gefragt.
Schulterzucken von ihr. Sie zieht ihre alten Schuhe wieder an.

Abgewandt von meiner Lady drücke ich der Angestellten die Kartons in den Arm.
"Ich nehme beide."
"Darf es noch ein Spray dazu sein?"
Normalerweise nicht. Aber in wenigen Minuten brauche ich die Schuhe bereits. Und bei dem Wetter wird es besser sein, "ja".

Rose sieht gerade noch, wie beide Kartons eingepackt werden.
"Jetzt hast du aber eine Frau sehr glücklich gemacht."
Klasse. Da strenge ich mich an, streichele meine Lady, bringe sie hoch und bereite ihr einen wunderbaren Tag. Und was zählt, sind die Schuhe allein?
"So kurz vor Feierabend noch eine fette Provision. Ihr Gesicht hat richtig gestrahlt."

Ach so war das gemeint.
Wie man doch mir zwei paar Schuhen zwei Frauen doppelte Freude bereiten kann.

Frei nach dem Schweitzer verdoppelt sich doch das Glück, wenn man es teilt.


Vom Rosenzüchtling


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