Montag, 26. August 2013

Rot

Es ist alles vorbereitet. Das Mädchenzimmer ist aufgeräumt, all meine Hemden gebügelt und die Geschirrhandtücher ebenfalls.
Wattepads, Stäbchen sowie Nagellackentferner stehen auf dem Tisch, ein Glas Wasser, eines mit Wein auf dem Nachttisch bereit und Rose sitzt mit dem Rechner auf dem Bett.
Was mich stört, sie hat die neue Hose an. Ein wunderbares Teil, doch wenn ich mit dem Lack hantiere muss ich nun besonders vorsichtig sein.

"Wo ist der Lack" frage ich Rose und lege ein Handtuch unter ihre Füße.
Artig stehe ich neben dem Bett und warte ihre Antwort ab. Und warte. Und warte.
Nach knapp einer Minute schaut Rose auf.
"Wo er hingehört natürlich. Geh ihn holen."

Kaum mit dem Lack zurück bemerke ich erst, dass in der Türe der Schlüssel fehlt. Wie schließe ich ab, was mache ich, wenn eines der Kids zu uns kommt. Schnell probiere ich die der anderen Türen aus und vernehme das laute Prasseln auf dem Dach.
Es gießt.

"Es schüttet" sage ich zu meiner Lady.
Der Große ist mit dem Hund unterwegs.
"Willst du ihn suchen?"
"Ja" und schon bin ich unterwegs.
Minuten später komme ich mit durchgeweichtem Sohn und Hund zurück. Selbst ich triefe bereits, allein durch den kurzen Weg vom Auto zum Haus. Während der Wiener sich umzieht durchsuche ich den Keller. Irgendwo muss doch der Schlüssel zum Mädchenzimmer sein.
Bewaffnet mit drei Schlüssel kehre ich zurück, probiere den ersten, den zweiten, der dritte passt.
Ich schließe ab. Nun kann auch ich aus meinen nassen Klamotten heraus.

"Kann ich..." frage ich zögerlich nach, damit mir meine Lady Platz macht, zumindest zuweist um an ihre Nägel zu kommen und sie zu lackieren.
Aufrecht stehe ich neben ihr und warte ab. Erneut vergeht viel Zeit bis die Lady zu mir Blick, ihre Beine einzieht und mir Platz zu ihren Füßen gewährt. Nachdem ich ihre Socken aus und das Hosenbein über ihre Wade gezogen habe fange ich an.

Langsam verstreiche ich das Rot auf dem ersten Nagel. PAH! Das ging ja leicht. So bin ich in weniger als fünf Minuten mit der ersten Runde durch.
Am zweiten Nagel tat ich mich schwer. Über den ersten Nagel gelehnt mühte ich mich ab, diesen nicht zu berühren und den neuen nicht zu verschmieren. Es klappt...
...natürlich nicht.

Weit über den Nagel hinaus bedeckte das kräftige Rot ihren Zehen. Zuerst nur mit Wattestäbchen versuchte ich das Maleur zu beseitigen, nahm ich Entferner dazu und machte den Murx perfekt. So lackierte ich den Nagel komplett wieder ab.

Das es besser geht bewies ich mir an den restlichen Zehen. Vorsichtig legte ich den Pinsel auf, drückte ihn breit und bis zum Rand und zog ihn in einem Zug über den Nagel hinweg. Perfekt. Nach zehn Minuten war ich fertig.
Mit dem ersten Fuß.

Ich setzte ihn ab um den anderen auf meinen Schenkel zu stellen. Doch der Stand fest. Sanft versuchte ich ihn zu heben, Roses Bein weiter zu beugen um unter die Sohle oder die Ferse zu gelangen. Aber er bewegte sich nicht.
So legte ich meine Finger sanft um ihren Knöchel, zog leicht an, damit sie die Spannung verstand und wartete ab. Irgendwann wird die Lady wieder auf mich aufmerksam und reagieren.
Was mache ich so lange? Etwas trinken? Mein Glas war greifbar, mein Smartphone daneben auch.
'Nein. Das ist unverschämt der Lady zu zeigen, dass ich Gelangweilt bin.'
So wartete ich ab.
Nach einigen Minuten entlastete die Lady ihren Fuß ohne mich in irgendeiner Form zu beachten.

Am anderen Fuß klappte es von Anfang an. Schnell lackierte ich Zeh für Zeh, achtete auf die Reihenfolge und arbeitete zu mir her. Kein einziges Mal brauchte ich aufzupassen, keinen frischen Lack zu berühren und pinselte nur ein einziges Mal über die Nagelhaut.
Mit einem Wattestäbchen tupfte ich diese Stelle ab.
"Hast du Probleme" fragte Rose jetzt.
"Nein Lady" 'hier nicht mehr.'
Vorhin popelte ich Minutenlang an ihren Zehen herum, da fragte sie nicht. Ihre Aufmerksamkeit mir gegenüber ist begrenzt.

Als alle Zehen lackiert waren überlegte ich erneut.
Was trinken, was schreiben?
Ein kurzer Blick auf meine Finger. Sauber, kein Rot zu sehen. Sanft strich ich ihren Schenkel entlang und spürte den Stoff unter meinen Fingern dahingleiten. Einige Zeit streichelte ich die Innenseite ihrer Schenkel, drückte gegen ihren Schritt ohne auch nur ein Zeichen zu entdecken.
Ich wusste nicht, ob es ihr gefällt.

Der Lack war trocken. Es folgt Durchgang Zwei.
Es war einfacher für mich vor dem Bett auf dem Boden zu  knien, während Rose ihre Füße auf dem Handtuch ließ. Sanft zog ich am ersten Bein um es in meine Position zu bringen. Doch erneut stand es fest. Ich wartete ab. Nach einer knappen Minute schaute Rose zu mir hinab.
"Sprich mit mir, wenn du etwas willst."
Dabei entlastete sie ihren Fuß und mit einer Entschuldigung drehte ich ihn leicht zu mir.
'Sonst bemerkt sie es von allein...'

Wenige Augenblicke später sprach ich sie an.
"Lady, kann ich bitte den anderen Fuß haben."
Sofort reagierte sie und legte ihn mir in dir Hand. Ich stellte in vor mir ab und vollendete mein Werk.

Stolz betrachtete ich ihre Nägel und wusste, besser kann sie es nicht. Nicht wegen ihrem Können, sondern aus ihrer Position. Unten bei mir kommt man eben besser ran.

"Fertig meine Lady."
Erneut wartete ich. Von ihr kam erneut keine Reaktion obwohl ich wusste, sie hat mich gehört.

Dann wurde es hart.
Nein. Dann wurde ER hart.
Was war geschehen?
Eben nichts außer dem Gewünschten von mir.

Rose kümmerte sich nicht um mich. Sie las im Netz, schrieb und ließ sich nicht stören. Gefiel es ihr bekam ich Aufmerksamkeit. Ansonsten musste ich warten.
Die Lady legte den Rechner bei Seite, zog ihre Füße an und betrachtete ihre wunderbaren  roten Nägel. Dabei wendete sie den Fuß herum, schaute genauer hin, fand nichts dass stört und ich wusste, dass sie zu Frieden war.
"O.K."
Damit nahm sie den Rechner wieder auf den Schoß.


Die Geister, die ich rief.



Vom Rosenzüchtling



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