Samstag, 23. November 2013

Leckerli

"Ich habe nach einem Rezept für dich gefragt" teilt Rose mir mit. "Zuckerbäckerspezialitäten aus Österreich oder der Schweiz."
Ich freue mich bereits. Eigentlich habe ich alles da um sofort loszulegen. Lange warte ich ab. Doch gegen Zwanzig Uhr glaube ich, dass heute nichts mehr kommt.
So war es auch. Der Donnerstag ging vorbei.

Freitag Morgen.
Ein Rezept. Leckerli aus der Schweiz. Gesendet vom anderen Kontinent, von einem Landsmann, wie es scheint.
Was ich brauche ist alles da. Perfekt - komme ich nachher wieder Heimfange ich sofort an. Vielleicht kommt noch ein weiteres Rezept. Ich freue mich schon.

Dann ging es los. Anders als gedacht.
"Wir haben ein Problem. Zulieferteil! Einer von euch muss mit."
"Ich bestimmt nicht" antworte ich, "ich bin allein."
"Dann gehe ich zum Chef." -"Der ist nicht im Land" - "Stellvertreter?" - "Außer Haus." - "Kollege?" - "Mit. Beim Chef." - "Keiner mehr da?" - "Doch ich. Und ich kann nicht weg."
Das war um Zehn.
Gegen Zwölf kommt es dann.
"Hab mit dem Stellvertreter gesprochen. Sein Thema ist wichtiger." - "Sag ich doch." - "Der große Chef sagt, du gehst mit." - Damn!
Termin um Vier. Auswärts beim Kunden. Freitags, mitten im Ballungsraum. Wann komm ich Heim? Der Termin ist reine Schikane. Wir brauchen heute den ganzen Tag, Morgen noch, dann ist der Fehler analysiert. Was sollen wir dort? Der Besuch am Montag Morgen steht bereits.
Worum geht es bei diesem späten Termin?
Dominanz! Wer f..kt hier wen!

Halb Acht komme ich nach Hause. Eigentlich nicht spät. Aber was die Leckerli betrifft...
"Du kommst genau richtig" meint Rose.
Sie hat sich gerade zu den Kids gesetzt. Das Essen steht auf dem Tisch. Also esse ich zuerst, räume halblebig ab und beginne gleich darauf mit dem Teig. Zucker und Honig vermischt, wo ist das Zitronat? Orangeat? Gehackte Nüsse? Oh man... Ich dachte das ist alles noch da.
'Lebkuchen!' Dafür hatte ich es bereits gebraucht. Ich fahre zum nächsten Laden - zu. Äh wie, was? Oh, genau Zwanzig Uhr. Der nächste Laden ist noch auf. Ich habe was ich brauche.
Kurz danach stehe ich in der Küche und wasche ab.

"Wie gehts" fragt mich Rose,während sie langsam ihre Hand in meine Hosentasche schiebt.
Hinter mir stehend legt sie ihr Arm um mich, dreht mich zu sich um mich mit ihren Lippen zu necken. War es IHM zu beginn noch egal, so wacht ER nun auf. Lange Zeit sehnte ER sich bereits nach der strengen Hand SEINER Herrin, die IHN berührt, bespielt, zum Leiden bringt.
ER steht, noch ein Kuss und vor meinem Gesicht erscheint eine Hand. Sie 'spricht' trägt eine Fliege um den Hals. Ich phantasiere. Sicherlich!

"Hallo. Ich wünsche dir einen guten Tag."
Noch immer steckt Roses Hand in meiner Tasche, hält IHN fest, knetet sogar sanft. Sie hat es noch gar nicht bemerkt. Neben uns steht unser Sohn, zeigt seine neueste Errungenschaft. Er hat eine Fliege gemacht, die nun sein Handgelenk schmückt. Zwei Augen aufgemalt, die Schnauze eingedellt: ein Gesicht. Und das spricht.
Ich löse mich aus Roses Griff, drehe mich ab und blicke mich um. Schüssel - Nass? Geschirrhandtusch - passt!

Die Schüssel auf Höhe vom Bauch trockne ich sie ab. Das Geschirrtuch verdeckt so mein Zelt sowie den feuchte Fleck, der inzwischen erscheint.
Ich gehe meiner Arbeit nach und Rose mit dem Neugierkid hinaus.
Schade. War schön...

Später auf dem Sofa reibt Roses Hand über meinen Schritt. Sofort beginnt die Natur zu spießen, als Roses grüner Daumen darüber streicht. Ihre Augen blicken sanft. Verständnis scheint aus ihnen heraus. Zu lange ist es bereits her, dass SEINE Sehnsucht Erfüllung fand.
Ein Blick an Rose vorbei. Daneben sitzt Kid#2. Er daddelt auf dem Display herum, kaum in der Lage seinen Blick abzuwenden.
'Kalkuliert Rose das ein oder ist es ihr schlichtweg egal?' ER reagiert deutlich auf diese Gleichgültigkeit.
Es erregt, wenn die Lady spielt was sie will.

Es wird spät. Ich bin müde.
"Du willst ins Bett" fragt Rose.
Man sieht es mir an: "ja".
"Ich komme mit."
Ihr letztes Berühren ist knapp eine Stunde her. Massiert werden will sie zur Zeit nicht und ich schlafe beim Ausziehen ein. Da ist nichts, was ich für meine Lady tun kann.
Hinlegen, Decke über den Kopf und Ankuscheln wenn Rose kommt. Schlafen, sonst nichts.

Als die Lady das Schlafzimmer betritt hebe ich etwas den Kopf. Sie ist noch angezogen, ich aber kaum mehr in der Lage sie auszuziehen. Der Tag hat gezehrt.
Rose schließt die Tür.
'Schließt die Tür?' Das macht sie nur, wenn sie etwas vorhat. Ansonsten überlässt sie es mir zwischendrin die Türe zu schließen.
Will sie mich heute noch teasen? Nein, sogar spritzen lassen?
"Was ist mit dir?"
Die Minute der Wahrheit. Was will ich?
Schlafen, dann stimmt alles.
Bespielt werden? Dann sollte ich aber so schnell es geht aus dem Bett springen um der Lady aus den Kleidern zu helfen.
"Lady, ich bin müde."
"Und wenn ich jetzt will?"
"Dann bekommst du was du verlangst."
"Ich wollte mit IHM spielen. Geht das?"
Irgendwie nicht. ER ist klein, bekommt gar nicht mit, was die Lady sagt.
"Ich glaube, dabei schlafe ich ein."
"Ph!" stößt Rose empört aus. "Wer nicht will..."

Ich kuschelte mich an sie an.
Nein, auch wenn ich Rose damit enttäuscht habe.
Besser so, als in ihrer Hand einzuschlafen.

So wie in der Küche die Leckerli warten, wartet SEIN Leckerchen weiter auf uns.


Vom Rosenzüchtling

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