Freitag, 4. Oktober 2013

Ein Bad

"Wirst du krank" fragt mich Rose.
Pünktlich zum Wochenende mache ich keinen guten Eindruck auf sie.
"Irgendwie ja."
Noch bin ich nur matt. Mir ist kalt und wenn ich jetzt nichts dagegen tu werde ich es sein: Krank. Am Wochenende, wo ich für meine Lady da sein will.
"Willst du ein Bad?"
Das finde ich fies. Sie fragt mich! Aber Rose hat recht. Es wird mir gut tun.
"Nachher vielleicht" sage ich. Damit sie mir das Bad nicht einlassen wird.

Ein Bad...
Wann zuletzt? Ich überlege lang und komme nicht drauf. Dieses Jahr? Letztes? Auf alle Fälle vor ganz langer Zeit.
Das Wasser läuft in die Wanne. Ich ziehe mich aus und setzte mich hinein. Viel ist bis jetzt noch nicht drin. Das feuchte Nass rauscht aus dem Hahn und platscht in die Wanne, während es langsam an meinem Knöchel hoch steigt. Die Wärme umfängt mich aber das Rauschen stört. Kurzerhand nehme ich die Brause, tauche sie ein und schalte um. Nun ist noch das Summen der Leitung zu hören.
Ein Bad...
Ich lehne mich zurück. Das Wasser schwappt weich über mein durchgestrecktes Knie.
Die Wärme tut gut. Wie konnte ich nur so lange Zeit darauf verzichten? Duschen ist schön. Ich entspanne dabei. Doch das gelingt mir im Moment auch. Meine Arme werden leicht. 'Hihi' meine Bälle schwimmen auf um gleich darauf doch unterzugehen. Die Wärme tut gut. Ich spüre die neue Kraft, die in mir erwächst, wie der Krankheitskeim eingedämmt wird.
Inzwischen streichelt der Wasserspiegel meinen Bauch, spült drum herum, bildet eine Insel mit ihm, die gleich drauf untergeht.
Das Bad tut gut. Das Säuseln der Brause beruhigt.
Doch genug. Mittlerweile ist genügend Wasser drin.

Eine Weile lasse ich mich von dem Medium tragen. Weich und warm macht es meine Beine leicht. Meine Hände wollen nach oben, meine Arme auch und der kleine rz dümpelt ruhig unter herum.
'Oh, die Seife.' Neben mir liegt ein frisches Stück - Citrusduft. Langsam lasse ich es durch meine Finger gleiten, drehe und wende sie, während weiße Schlieren auf meinen Händen bleiben, einzudicken beginnen und es seifig wird.
Erst wundere ich mich, dann lache ich selbst. Seifig durch Seife. Woher das wohl kommt. Langsam verteile ich die helle Creme auf meinem Fuß, zwischen den Zehen und genieße es selbst. Die Reibung am Zeh, am Fuß, auf der Haut und dazu das sanfte Gleiten meiner Finger darauf. Wie lange ist es her, dass ich mich zuletzt so eingeseift habe?
Beim Duschen ist es anders. Entweder läuft das Wasser und wäscht es gleich ab oder kein Wasser, der Schaum bleibt aber es wird zu schnell kalt.

Minutenlang kreise ich mit der Seife über meine Brust. Die Haare dort sind inzwischen weiß eingeschäumt. Dazu die Arme und etwas vom Bauch, was fehlt ist der kleine. Der taucht gerade noch.
Kurz rekele ich mich um das kleine Stück an die Oberfläche zu bringen. Dann lasse ich auch dort die Seife kreisen. Auf IHM und unter IHM, an und unter dem Beutel und nun auch am Kopf der durch SEINE Haut zu spicken beginnt.
Ach ja, so ein Bad ist wirklich etwas besonderes.

Meine Finger sind voller Schaum, mit dem ich SEINEN Schaft umschließe, den Schaum verteile und über die Haut reibe. ER soll richtig sauber sein, SEIN Kopf, dessen Rand und die Haut drum herum. Überall putze und reibe ich. Auch das Band.
Das Band?
Das Band!

Was mache ich gerade?
Das was ich tu hat nichts mehr mit Reinlichkeit zu tun. Ich spiele am Band, ich reibe daran. Zuerst mit Seife, inzwischen nicht mehr. Abgewaschen und des Hautschutzes beraubt rubbelt mein Finger hart darauf entlang.
'Warum habe ich nie... warum hat nicht Blume... warum hat erst meine Lady dessen Wirkung entdeckt.'
Was hätte ich an mir spielen, wie hätte ich meinen Körper entdecken können in der Zeit in der ich noch Herr über ihn war.

Wasser an, Abfluss auf. Ich spüle die Seife und die Gedanken ab.
Falsche Gedanken, durch Berührungen aus der Vergangenheit.

Das Bad tat gut.
Doch das ginge zu weit.


Vom Rosenzüchtling


Einheitstag

Rose renoviert.
Als ich nach Hause komme ist das Wohnzimmer in die Raummitte gedrückt, der Wandschmuck abgehängt, alles mit Folie bedeckt und Malerflies ausgelegt.
Rose streicht.

"Das ist doch Beige. So ein Mist. Gefällt dir die Farbe?"
"Ja. Dir nicht?"
Eigentlich Leinen. Die Farbe ist zu hell. Aber etwas irritiert: die Wand war dunkler und ist nun hell überstrichen. Und nun wirkt die Farbe viel heller dadurch?
"Nee. Beige will ich nicht."
Doch tapfer streicht Rose den Rest.

Donnerstag, Tag der Einheit. Bereits am Morgen hat das nicht gepasst. Zusammen kommen verstand ich nicht. So kam erst mal jeder für sich.
"Sieht gut aus, die Wand."
"Ja gefällt mir."
Die Farbe ist trocken, von Beige keine Spur. Im natürlichen Licht zeigt sich ein leichter Fliederton in dem milden Braun.
"Leinen. Mir gefällt's."

"Soll ich das Grün auch Grau machen?"
Ambiente. Dafür habe ich meine Rose. Was ihr gefällt mochte ich bisher auch. Mir fehlt kein eigener Geschmack.
Dennoch, mein Stichwort ist gefallen. Rückfall in alte Zeit.
"Was?"
(Lady entschuldige bitte. Wir haben im Wohnzimmer kein Grün. Welche Stelle meinst du? Und vor allem, welche graue Farbe willst du darauf auftragen?
[i]Übersetzung Mann Vs. Frau[/i])

Einheitstag.
Sollte ich nicht versuchen eine gemeinsame Sprache zu wählen, die vor allem die Lady nicht verärgert.
Unser Esszimmer ist grün und teilt sich Ecken und Wände mit dem Wohnzimmer. Hier die Farben anzugleichen wirkt sicher gut. Und ich kommentiere das mit dem "Was?"

Inzwischen ist die Küche abdekoriert, abgedeckt und abgeklebt. Rose streicht auch hier. Schmollend ziehe ich mich zurück. Bügeln wollte ich heut. Doch da denke ich inzwischen nicht mal mehr dran.
Ich bin hier hilflos im Weg.

Das Telefon klingelt, Roses Schwester.
"Willst du Zwetschgen? Und nochmal Mirabellen?"
Besser ist das. So bin ich Rose nicht mehr im Blick.
Mein Leben läuft konträr.
Während die Einen feiern wie nah man sich ist gerate ich mit der Lady in Streit.
Während sie renoviert, abklebt und streicht koche ich Marmelade ein.
Rose rückt Möbel, ich entsteinen Obst.
Und als Rose geschafft von der Arbeit aufs Sofa fällt streicht der Duft meines Kuchens durchs Haus.

Spät Abends im Bett versuchte ich nicht einmal die Nähe meiner Lady zu suchen. Sie ist sauer. Wenigstens das bemerke ich. Ich lag ihr gegenüber, berührte ihre Hand.
Das war alles an Vereinigung.

Es wird Zeit wieder auf alte Gleise zu kommen.
Der Weg vom letzten Jahr.
Nicht der Rückbesinn in ein altes Jahrzehnt.
Als ein Kommen selbstverständlich für mich war.


Vom Rosenzüchtling