Montag, 26. Mai 2014

Alles auf Start

"Hallo" melde ich mich am Phone. Die Nummer des Anrufers ist unterdrückt.
"Hallo Paul, hier ist Doktor V."
"Hallo Doktor V."
Sofort rattert mein Hirn alle Möglichkeiten durch, warum er mich jetzt...
"Wie geht es ihnen?"
"Gut Herr Doktor."
Ich hatte ihm die Probe geschickt. Ich sollte ihn anrufen, wenn mich das erste Ergebnis interessiert. 'Warum sollte es' hatte ich mir bereits überlegt, beim Zweiten entscheidet es sich, von daher...
Oder, oh. Ist die Probe noch nicht angekommen?
"Ich habe ihre Probe erhalten."
"Gut." Wenigstens das.
"Ich sitze hier gerade über dem Ergebnis."
Jetzt wird es spannend. Warum ruft er an?
"Sie hatten nicht sehr viele Ergüsse" stellt er fest.
Im Moment eile ich zur Bahn. Meine Kollegin und ich laufen schnell, wir sind bereits zu spät.
Ich kann nicht wirklich darüber reden. Mit dem Doc vielleicht, neben meiner Kollegin auf keinen Fall.
"Es geht" antworte ich.
Nicht sehr viel? Mann im Himmel...
Früher gäbe ich ihm sofort recht, aber nun? Ich habe ja bald mehr als meine Lady von mir erhält.
"Ja, das sieht man."
'Hä?' Sehen? Bitte schön wie? Ein paar Nichtschwimmer hin oder her...
"Ich konnte noch einige Spermien entdecken. Die sind zwar alle bereits tot..."
'Bei 30 Grad, per Post. Drei Tage unterwegs.' Würde mich wundern wenn nicht.
"... aber ich muss ihnen sagen..."
Aber..? Hat er gerade Aber gesagt?
"...dass sie noch immer fruchtbar sein könnten. Es ist notwendig, weiterhin zu verhüten."
"Ich verstehe" oder nicht so ganz. Denn...
"Das bedeutet, ich benötige eine weiter..."
Zur Feststellung der Unfruchtbarkeit müssen zwei aufeinander folgende Proben ohne Spermien sein. So stand es geschrieben.
"... Probe von ihnen."

- P A U S E -

Und wie bekomme ich sie zu ihm?


Die Pause hält an. Ich weiß nichts wirklich zu sagen.
Ich habe doch kein weiteres Röhrchen um ihm nach meinem Kommen meine Nachkommen zukommen zu lassen.
Auch wenn es davon eigentlich keine mehr geben soll.
"Deshalb..."
'Puh, das war's.' Jetzt sag: 'sende ich ihnen weitere Verpackungen zu.'
"...warten wir das Ergebnis der nächsten Probe ab..."
NAAAAIIINNNN.
Er traut mir doch tatsächlich zu, auch beim zweiten Mal manch nachmirkommende Nichtschwimmer abzuliefern.
"... und dann sende ich ihnen weitere Röhrchen zu."
"Ja gut."
Und was bedeutet das für mich? Wie oft soll / muss ich noch kommen, bis ich so kommen kann, wie die Lady es will? Immer dann wenn sie mag, ohne Mantel, immer sicher. Immer und zu jeder Gelegenheit?
"Also dann... Bis in acht Wochen."
"Ja. Auf wiederhören."
Ich lege auf.

Und denke nach.
Acht Wochen? Er hat Acht nicht vier Wochen zu mir gesagt. Soweit ich weiß wären ab nun vier Wochen dran.
Sag jetzt bloß nicht, es fängt von vorne an.

Rose weiß noch nichts von dem Unglück für uns.
Was mich am ärgsten betroffen macht:
Ich bin nicht Keimfrei bis zum Rosentag.
In acht Wochen hat sie Birthday.
Bis dahin kommt das mit zwei rz-Keim entleerten Proben doch längst nicht mehr hin.

Es dauert wohl noch lange bis ich mir den Ansticker anstecken kann.



Vom Rosenzüchtling


Noch Zeit

" So mein Zögling, ich hab mir das mal überlegt..."

Es ist kurz nach dem Frühstück. Mein Rücken sendet mir das Bild, das ihn ziert.
Mit schnellen Nägeln gemalt tritt es gerade sanft heraus - Rot auf Weiß - und wird dabei unterstützt von Roses Griff. Sie hat IHN, hat mich in der Hand.
Es reift der Schmerz. Ein Stechen ist in den Bällen zu spüren. Nach Tagen des Leerens und der folgenden Abstinenz ein Zeichen des Friedens.
Kommt Zeit, kommt die Sehnsucht.
Komm ich nicht, kommt der Schmerz.

"In vier Wochen ist nie nächste Probe fällig. Nicht viel Zeit. Wie oft sagtest du musst du bis dahin kommen?"
"Gar nicht. Darüber steht nichts drin."
"Ach was... Ein Durchschnittsmann..." sie lacht laut aus "... und das bist du ja jetzt, kommt jeden zweiten Tag. Das macht bei achtundzwanzig Tagen genau vierzehn Mal."
Ich schlucke. Inzwischen sind vier Tage um. Zwei zum Aufholen.
"Hältst du das durch?" lacht sie erneut.
Ich schüttele betroffen meinen Kopf. Durchhalten klar. Aber ich will das gar nicht. Ich weiß wie mein Körper darauf reagiert. Wie er abfällt, was mir fehlt. 'So oft bitte nicht.'
"Also, wir machen das genau Zehn mal. Das macht zweieinhalb je Woche. Das hältst du aus. Eventuell sogar nur jeweils Zwei. Uns dann schau ich mal, ob wir die Probeentnahme schon mit dem achten oder nach dem zehnten Mal machen.
'Nach dem Zehnten?' Dann sind es Elf!
"Ja Lady" stimme ich zu und stöhne auf.

"So ist es brav."
Mit Daumen und Zeigefinger umschloß sie den Beutel und zog ihre Hand langsam hinab. Spannend, was so an den Bällen entsteht. Die andere Hand tippelt auf dem Köpfchen entlang. Deren Finger reiben am Bahn und um den SEINES Köpfchens Rand, gleiten zart über die trockene Haut, die sich gerade entspannt und zu lederartiger Gestalt zu runzeln beginnt.
"Na, so richtig angetan scheint ER ja nicht von der Idee zu sein. Ist das auch deine Meinung?"
"Nein Lady."
Wie zur Bestätigung erscheint ein kleines Tropfen auf dem Loch.
"Na also. Du sehnst dich. Das ist gut."
Und wie.

Und wie ich mich sehnte.
Halbstark tropfend, ein leichtes Pochen im Schaft, ein erträgliches Stechen der Bälle über Stunden hinweg. So erhalte ich lange Zeit Signale von IHM.
Als ob sie IHN hält.
Als ob ein Ring um SEINE Wurzel liegt.
Als ob ein Käfig IHN nach unten zieht.
Immer wieder den Schaft umspannt.
Dauerhaft bespielt obwohl da nichts ist.

Ab jetzt habe ich noch zehn Mal zu kommen.
Doch, wie oft je Woche? Die Erste der Vier ist Morgen vorbei.


Vom Rosenzüchtling