Samstag, 24. Januar 2015

Vier Musik

Ich höre Musik. Um mich herum ist alles Dunkel. Meine Augen sind geschlossen. Ist das ein Reflex, wenn man weiß man sieht nichts, die Augen zu schließen?
Die Musik ist weich, die rauchiger Stimme und die poetischen Texte machen es einfach zu folgen, abzuschalten und die Umgebung zu vergessen. Gerade jetzt fällt es leicht.
Ohne Licht fehlt ein Sinn, ohne Berührung gibt es nichts zu fühlen und mit der Musik ist all das verdeckt was sich dahinter verbirgt.

Feucht! Innerhalb einer Sekunde legen sich hunderte Tropfen auf meinen Bauch. Völlig unvorbereitet zieht ein Sprühnebel über mich, beginnend an der Hüfte weht er bis zur Brust. Es ist, als ob ich die Tropfen einzeln spüre, in Millisekunden fühle, wie groß sie sind und wo sie landen.
Kühl. Das Wasser, die Flüssigkeit verdampft. Ich weiß nicht was für ein Spray Rose benutzt, für welchen Zweck auch immer. Es kühlt sehr stark.
Frost. ER zuckt, mein Becken hebt sich an und meine Schultern versuchen das auszugleichen. Nicht so einfach, wenn die Hände über dem Kopf gefesselt sind. Kurz winde ich mich, dann liege ich still.
Duft! Ihr Parfüm! Danke Herrin. Ein einziger Stoß des Zerstäubers bringt mir einen der Sinne zurück. Jetzt, da ich weiß welch Wolke über meinen Körper streifte zuckt ER erneut.
Rose. Ein leichter Druck an meine Schenkel, ich hebe die Beine. Die Lady wird sich dazwischen setzen. Ich weiß nicht was kommt, ich weiß nicht was sie noch in Fingern hält.

Ihre Finger legen sich um den Schaft. Ich spüre das kühle Öl, fühle wie ihre Hand SEIN Köpfchen reibt, wie ein Finger am Bändchen spürt. Langsam gleitet ihre Hand am Schaft hinab um genau so wieder nach oben zu fahren und mehrmals in ganz genüsslichem Tempo zu wichsen.
Plötzlich fühle ich ihre Hände weiter unten. Beide umschließen die Bälle, reiben gegensätzlich darum und spannen mit sanftem Zug den Beutel. Ich hatte nicht gemerkt, wie ihre Hand sich löst. Warum eigentlich nicht?
Kein Licht, kein Geräusch, nur Musik. Die Hände fixiert kann ich nichts ändern. Ich sinke herab, tauche ein in die Musik.
Das um mich herum interessiert mich jetzt nicht.
ER wird sich schon melden wenn es wichtig ist.

Und wieder Plötzlich versagt die Musik. Mittendrin bricht sie ab. Genau so wie Roses Hände. Auch sie haben ihr Spiel gestoppt.
Und auf ein Mal setzen Violinen ein. Ein Orchester flutet meinen Kopf, als Fanfare für eine herrinnenhafte Stimme. Gänsehaut.
Mir läuft es den Rücken hinab und noch bevor meine Lady ihr Stück berührt zuckt ER erneut. Die Stimme geht durch.
Was will ich mehr? Nicht genug, das meine Lady IHN umspielt. Dazu erhalte ich auch noch Roses Musik. Soll sie machen was sie will.
Ich schalte ab.
Ich genieße.

Es wäre nicht nötig gewesen die Musik zu Tauschen. Beides passt und gefällt. Aber der Erotik einer Frau zu verfallen liegt mir im Moment näher.
Zweier Frauen, ach ja Rose.
Immer wieder gleitet ihre Hand auf dem Schaft entlang, quälend langsam hinunter, hält IHN dann fest umschlossen und beginnt mit der anderen Hand das Band und SEIN Köpfchen zu reiben. Ohne Kraft kreist ihre flache Hand über SEIN Haupt, während die erste Hand am Stück nach oben fährt, sich dort ihr Griff um den Rand des Köpfchens dreht und in einer Bewegung nach unten gleitet. Die zweite Hand rollt sich von Oben um SEINEN Kopf. An dutzenden Stellen berührt sie IHN um darauf zu kreiseln.
Welche der beiden Ladies soll ich wählen? Rose oder Lana?
Ich entspanne mich und folge der Musik.

Wie viel Zeit vergeht, bis Rose bemerkt, ich folge nicht ihren Bemühungen? Und wie lange lässt sie mich bei Lana, bis sie mich zurück holt zu sich?
Irgendetwas passiert.
Eine Hand streift über den Schaft, -verteilt? -verdrängt? das Öl während die andere Hand beschäftigt scheint.
Unruhige Bewegungen auf der Matratze, leicht zur Seite gebeugt. Das passt zur linken Hand am Schaft, die IHN hier hin, dort hin positioniert. Sie sucht den Punkt, an dem ER sich nicht regt. ER zuckt.
'Sorry Lady.' Das ist ER. Ich kann nichts dafür.

BRRZ Schock! Ein Schlag durchjagt meinen Körper. Erst dachte ich, sie hat ein Gummiband fatzen lassen. Doch das war ein elektrischer Schlag. Gerade hatte sie die Elektroden angelegt und ich eine Ladung erhalten. Mir war nicht bewusst, dass das Tensgerät in der Lage ist, solche starken Schläge abzugeben. Auch Rose scheint geschockt ob meiner Reaktion. Mein Becken raste hoch, ich warf mich herum und stöhne laut aus.
Das sie das Tensgerät benutzt. Ich hatte nicht mal mehr daran gedacht.
Schon wieder legt sie es an. Ich spüre die kalten Elektroden und wundere mich, warum sie die nicht erst befestigt und dann einschaltet. Hat sie was gelesen? Ein Tipp mit eingeschalteten Elektroden. Mal hier, mal da auf die Haut gelegt, darübergezogen. Bei mir eben am Schaft.
Erneut der Schlag, erneut zucke ich auf.
Nur war es dieses Mal nicht so stark.

Die Matratze neigt sich nach Rechts: die Lady beugt sich nach Links. Dort liegen die Toys. Sie nimmt etwas Neues. Ein Song ist aus. Gleich beginnt der Nächste. In der Pause höre ich ein Klappern. Plastik?
Wieder kaltes Metall. Dann ein Zwicken.
'Ähnlich den Schlägen.' Waren das dann welche?
Eine Mauli hängt und im Moment scheint Rose die Stellen für weitere zu suchen.
'Autsch!' Ja, so war's nur viel Stärker.
Also war es kein Strom. Rose hatte doch nicht getenst benutzt sondern ganz profan einen Mauli schnappen lassen. Die Dinger sind derb, haben um so mehr Kraft, je mehr sie umspannen.
Doch rutschen die Halter aus den Fingern schnappt der Mauli zu. Der Schmerz ist extrem.
Ich bekam es zu spüren.

An meinem Schaft und Beutel hängen mindestens Drei, geschätzt sogar Sieben der klammernden Biester. Und Rose beginnt sehr Vorsichtig um die verbliebend freien Stellen zu spielen. Sie reibt und knetet, sie zieht an den Bällen und Schnapp - rutsch ohne viel Schmerz eine der Klammern vom Beutel.
'Warum war der erste Mauli so heftig gewesen?'
Ein sanfter Schmerz - ich stöhne aus, ein weiterer hinterher. Die Lady löst nacheinander alle Klammern. Und dort wo sie waren herrscht nun der Schmerz. Der letzte Mauli schien fester zu hängen als alle andern. Die ganze Zeit zwickte er mich und jetzt wo es Rose gelingt ihn endlich zu lösen fließt durch das Gewebe wieder Blut.
"AHAU!" Es ist, als ob die zusammengepressten Nervenbahnen nun durch das Blut aufpumpt werden. Alle aufgestauten Signale wollen im selben Moment durch die dünne Bahn. Es schmerzt gewaltig, schießt hoch in den Kopf. Ich schreie auf und wälze mich dabei.

Mitfühlend streicht Rose über den Schaft. Sie kühlt IHN mit Öl und achtet darauf SEINE neuerliche die Schwellung genau so zu erhalten. Ein Reiben ums Köpfchen worauf ER versucht noch mehr Blut in den Schaft zu bekommen. ER plustert sich auf und zuckt pulsierend als ihre Finger die Bälle verwöhnen.
Wieder neigt sich die Matratze. Ein weiteres Toy.
Noch mehr Klammern?

Ein Spitzer Öl.
Der wird verteilt.
Dann kurzes Warten.

'Ist das DAS'?


Vom Rosenzüchtling

Vier Hören

Die letzten Tage hatte ich immer eine Ahnung, was mich am Abend erwartet.
Heute nicht.

Die einzige Anspielung die Rose tagsüber machte war ein "was mache ich heute mit dir? Abwechslung sollte schon sein."
Abwechslung? In Gedanken durchforstete ich den Schrank. Von all den Dingen die sie macht ist sie durch. Das Plexiglas ist zwar entschärft, aber da sie das nicht erfragt ist klar, das benutzt sie nicht.

"Hier" zieht sie das Deckbett von ihrer Seite, "Tuch."
Sie holt den Schlüssel und öffnet den Schrank während ich ihr Bett mit dem Badetuch auslege. Auf SEINER Höhe lege ich noch ein Handtuch doppelt auf.
"Brauchst du das" fragt Rose.
"Ich habe keine Ahnung ob ich überhaupt etwas brauche. Ich weiß nicht was mich erwartet."
"Guuut!" freut sich Rose und ich bekomme heute im Stehen die Augen verbunden.
"Leg dich hin."
Ich taste nach dem Bett, setze mich hin, rutsche zurück um die Beine einzuschwenken. Dann strecke ich mich aus und bemerke, wie weit unten ich liege.
Rücken, Becken und Beine verwindend schlängele ich mich hoch bis meine Füße frei liegend nicht mehr das Bettende berühren. Meine Hände liegen neben der Hüfte und ich lausche was kommt.
Ich höre sie geht zum Schrank. Sie nimmt etwas Dumpfes, was Großes? Fast ohne Geräusch. Von der Türe nimmt sie nichts. Noch pendelt die Kette und beim Rest würde ich hören wenn sie es nimmt. Sie nestelt herum, kommt dann zum Bett und legt die Sachen neben mich.
Das was ich hörte waren gut fünf Sachen.
Und ich hatte keine Ahnung was es ist.

Nach einem Klopfen auf meine Hand hebe ich den Arm. Danach ist das Ratschen von Klettband zu hören. Und erst als die Manschette am Handgelenk sitzt höre ich das erste Mal das Klingen von Metall.
'Wie hat sie das gemacht, dass der Haken und die Ringe keinen einigen Ton von sich gaben?'
Eine leichte Berührung Rechts, ich hebe den Arm um nun auch hier die Manschette umgelegt zu bekommen.
'Jetzt noch die Zwei an den Beinen. Sie wird mich verschnüren. Zu schade, dass ich nicht auf meiner Bettseite liege. Dort sind am Bett die Ösen zum Fixieren.'
Noch rätsele ich, wie sie die Arme und Beine fixieren möchte? Den Arsch nach oben? Die Beine gespreizt? Da nimmt Rose die Ringe um sie mit den Schekeln aneinanderzuverschrauben.
Quickout, Panikhaken? Rose weiß, die braucht es nicht.

Nachdem sie meine Hände über meinen Kopf gelegt hat frage ich mich was für Spielzeug jetzt wohl noch neben mir liegt. Zumindest nicht die Manschetten für die Füße. Rose steht auf und geht zum Schrank.
Noch einmal nestelt sie darin herum, dann geht sie raus.

Schritte - Im Flur, wohin sie jetzt geht? Was fehlt? Eis? Nein, die Küche lässt sie Rechts liegen und geht ins Wohnzimmer. Liegen dort Ketten? Sind dort irgendwelche Stangen verborgen? Was kann sie aus unserer Wohnung noch als Toy benutzen?
Brz Ein leichtes Zucken durchfährt meinen Körper, ausgelöst von IHM, der nochmals zuckt. Das Tuch, die Ketten und nicht zu wissen was Rose plant lassen IHN schon erbeben bevor was geschieht.
Brz Noch einmal. SEIN Beben wird stärker. Das Verlangen nimmt zu. Ich bin fixiert durch ihr Wort, doch ER macht was ER will.
Brz, Brz, Brz Mehrmals hintereinander kommt es unten. Meine Versuche das zu verhindern verstärken es bloß.
Brrrrz Meine Hüfte schnellt hoch, mein Bauch schnappt zurück, mein Brustkorb dehnt sich. Ich ringe nach Luft.
Nach gefühlten fünf Minuten höre ich Roses Schritte neben dem Bett. Wann kam sie ins Zimmer, wie lange ist sie schon da?
Sein Zittern und Beben hatte mich so in Anspruch genommen. Ich konnte mich nicht konzentrieren was von der Lady zu hören.

Die Augenbinde hebt sich - nein getäuscht - wird ein wenig zur Seite gedreht. Ihre Hand streichelt mein Haar - wieder falsch - streicht es vom Ohr.
'Was ist das jetzt?' Sie steckt etwas hinein.
'Oropax! Sie macht mich taub. Woher hat sie das? Nein, noch viel besser stelle ich fest, als ich ein Kabel an meinen Haaren spüre während Rose den zweiten Hörer in mein Ohr schiebt. Mit verstopften Ohren kann man noch immer ganz Dumpf Geräusche vernehmen. Aber so wird es von Musik überspielt. Was bekomme ich zu hören? Hat sie das Pad?'
Vor drei Tagen hatte ich begonnen, genau für so ein Spiel Musikdateien in unser Netzwerk zu stellen.
Sanfte Entspannung, jedoch auch Pop und Rock. Musik, die absichtlich nicht zum Spiel passt. Sie soll ablenken, nicht dazu Dienen zu fallen. Sie soll einfach daran hindern sich auf das Genießen zu konzentrieren. Es ist, wie das Spiel durch ein Kitzeln zu unterbrechen und auf einer völlig neuen Ebene wieder zu starten. Mir ist nicht klar, wobei so eine Musik funktioniert. Vor allem nicht bei Ihr.
Deshalb bin ich gespannt, mit was sie mich von der Außenwelt fernzuhalten gedenkt.

Sanfter Applaus. Er schwillt an, die Lautstärke steigt und dann ein Ton. Was folgt ist das Warten auf den ersten Akkord.
'Halt warte!' Mein Kopf geht hoch, ich öffne den Mund. Gerade lagen Roses Lippen auf den meinen.
Den Kuss habe ich versäumt. Wie soll man wissen, dass die Herrin sich nähert, wenn man nichts sieht, nichts hört und -anders wie bei ihr- mich Dunkelheit umgibt. Enttäuscht sinke ich ab, um sofort wieder ihre Lippen an den meinen zu spüren. Die Lady spielt.
Die Musik beginnt.

Leonard Cohen. Ich habe Roses Musik auf den Ohren. Leise, mit viel Gefühl vorgetragen und ich kann hören wie Rose erneut ums Bett herum geht.
Sie ist am Schrank. Sie kommt zurück.
Die Musik nimmt zu.

Dem Sinn beraubt...


Vom Rosenzüchtling