Sonntag, 23. August 2015

Lass jucken

Ach irgendwie...

Samstag Morgens wollte Rose nicht.
Samstag Abend war Tiger zu Besuch.
Ob dann Sonntag Morgens etwas geht?
Sicher nicht.

Tiger und ihr Freund schlafen im Wiener Zimmer.
Uns trennt nur eine schmale Wand.

Vielleicht wenn man leise, vielleicht wenn sie schlafen.
Doch Rose schläft von Allen als Erstes.

Ich weiß wie es ist in fremden Betten zu erwachen.
Man versucht erst einmal zu lauschen.
Ist wer schon auf?
Und ist wer im Bad.
Ist frei?
Wann stehen die Bewohner sonst auf?

Da macht es keinen Sinn direkt Wand an Wand einem wie auch immer gearteten Spiel nachzukommen.
Da heißt es nicht nur leise, sondern besser enthaltsam zu sein.
Ich habe zu backen.
Aber erst mal mich richten.
Sechs Uhr am Sonntag. Ich gehe ins Bad.

Etwas später husche ich nackend durchs Haus.
Immer auch lauschend ob ich ein Klicken vernehme.
Ein Öffnen der Türe, ein Schließen, Schritte?
Wenn, dann würde ich so schnell es geht sofort in meinen Bademantel schlüpfen.

Zwischendurch bewundere ich mein Tattoo. Narzisstisch stehe ich vor dem Spiegel.
Ein, zwei Fotos davon. Schnell sind es wieder mal fünf.
Dann setze ich mich vor dem Rechner, die Bilder sind schon dort.
Sie kamen über die Wolke.

Hier noch geschwollen und da schält sich die Haut.
Dazwischen sprießen die Härchen.
Die Stelle wird eine Weile nicht rasiert.
Nein, keines der Bildchen gefällt mir.
Keines davon kommt ins Netz.

Dann die ersten Geräusch.
Jemand geht ins Bad, verriegelt von innen die Türe.
Noch fünf Minuten, dann sind die Brötchen fertig,
dann kommen die Brezeln ins Rohr.

Viele Minuten später, alles Backzeugs ist gebacken, erscheint die erste Person.
Ich bin gespannt. Es ist Rose, frisch geduscht, gerichtet.
Vom Tigergefolge ist weiterhin nichts zu hören.

"Drinnen oder Draußen" frage ich Rose.
"Für dich auf jeden Fall draußen."
Das saß. Rose grinst.
Der Vorhang meines Bademantels regt sich, dazwischen spick voller Neugier ein Köpfchen hervor.
"Das ist lustig" meint Rose und wendet sich ab.
Ich richte den Mantel und ziehe mich zurück.

Ziehe meine Sachen an.
Jeans, Socken, Hemd.
Mehr braucht subbi nicht, damit es reibt, das es gefällt, dass ER auch Freude am rumhängen hat.

Viele Tage schon ohne.
Gestern knapp vorbei.
Ich warte auf ein Quälen, darauf Rose verwöhnen zu dürfen. Auf ihr Kommen und somit meine Erfülung - sie hat Vergnügen.
Die Bälle ziepen und bei Bemerkungen wie "auf jeden Fall draußen" entsteht der Schmerz direkt in Wurzel.
Anhaltend stark.

Es juckt.
Ich jucke zurück.
Ein kurzer Griff, ein Schubbern mit den Nägeln,
- doch ungewohnt-
der Juckreiz nimmt anders wie sonst weiter zu.
Erneut fasse ich hin, überlege erst jetzt und ziehe die Hand hektisch zurück.

Was dort ist wo du kratzt...?
Warum es juckt wo du kratzt...?
"Und wenn es noch so stark juckt - FINGER WEG"
hatte die Stylistin in aller Deutlichkeit gesagt.
Schnell ist die Hose unten.
Ein Blick bestätigt, genau dort verläuft eine Ranke der Rose.
Weit weg von IHM, überhaupt nicht an den Bällen.
Das Jucken hatte mit denen überhaupt nicht zu tun.

Nun also denn.
Jetzt wo ich es weiß fällt es mir leicht die Finger davon zu lassen.
Die Badetüre wird verriegelt.
Die Tigers sind wach.

'Lass jucken' denke ich bei mir.
Finger weg von diesem Tattoo.


Vom Rosenzüchtling

Samstag, 22. August 2015

Es geht ab

"Oh nein!"
Ein Schreck am Morgen. Nach Vier Tagen löst es sich ab.
Das Tattoo sitzt nicht tief, lag nur auf, hängt herunter an mir wie ein Abziehbild!

Das kann nicht sein.
Was ist das bloß?

Halb in Panik schaue ich nochmals
und denke auch mit.

"Am Anfang kommt Schmodder.
Restliche Farbe, es nässt. Vermischt auch mit Blut."
Gut, das war am Mittwoch Morgen.
Den Schmodder wusch ich beim Duschen in dicken Flocken herunter.
Danach war ich sauber.
Das Gleiche nochmals am Abend nach meinem Training.
Doch bereits ab Donnerstag Morgen bleib es auch sauber.
Zwar noch leicht geschwollen.
Doch kein Nässen, weder Farbe noch Flocken und niemals Spuren von Blut.

Ich war begeistert von meiner Stylistin.
Perfekt gemacht.

Dann am Samstag morgen.
Ich denke an die Stylistin
"Nach ein paar Tagen wird sich deine Haut schälen.
Das ist nicht anders als bei einem Sonnenbrand."
'Ja ne. Is' schon klar.'
Auch beim Sonnenbrand geht mit der Haut die rote Stelle ab.
Darunter dann die frische Haut, jungfräulich, frisch gebildet.
Und vor allem gar nicht schwarz.

Hier ein Fetzen, dort ein Fetzen. Nicht mal so dick wie Reispapier.
Kurze Schnippen, kleine Ecken, das Längste gerade mal sechs Millimeter lang.
Aber genau ganz vorne, die erste Linie - ich schaue von oben - da ist ein Streifen
der sich löst.

Das kann nicht sein.
Das darf nicht sein.

Wie bitte bitte soll da gehen?

Ich schaue nach, bewege den Fetzen und sehe tatsächlich die Linie wackeln.
'Oh nein, oh nein.' Ich bin in Panik.
Das kann nicht sein, das geht doch gar nicht.

Schnell renne ich zum Smartphone, schaue nach den Fotos und stelle fest:
Die Ecke die sich löst
gehört dort hin.
Buh, bin ich froh.

Was mir von Beginn an an der Rose gefiel ist die obere Blüte mit der mittleren Ecke.
Nicht glatt und rund und flach gezogen sondern ebenso kantig wie die Natur.
Genau an dieser Stelle hat die Stylistin sich bei dem Entwerfen schon Mühe gegeben.
Das ist kein Fehler.
Das Eck ist gewollt.

Aber genau an dieser Stelle stand ein Fetzen nach oben,
Ein Lappen der Haut, der wenn bewegt so aussieht als liege das Schwarz darauf.
Als biege ich nun die Linie auf, als verändere ich die Blüte und löse sie ab.

Nein nein. Mit dem Tattoo ist alles in Ordnung.
Das war nur Panik, weil ungewohnt.

"Was ist" fragt Rose mich zwei Stunden später.
Das Frühstück ist beendet, nun kuscheln wir noch.
Sie will deutlich mehr, das ist zu spüren.
Aber mein kurzes Zögern macht sie stutzig.
So erzähle ich ihr von dem Schälen, meiner Panik.
Aber dass doch nichts ist.
"War falscher Alarm."
Sie schiebt mich nach hinten schaut es sich an.
"Ach Zögling. Du bist so lustig" grinst sie mich an.
"Aber dann ist es besser deine Haut zu schonen.
Los raus. Wir stehen auf."



Vom Rosenzüchtling