Samstag, 10. Mai 2014

Eine Box

Rose möchte wissen was wir mit unserem Hund machen, wenn wir ins Japandorf fahren.
"Sollen wir ihn in die Mitte zwischen die Kinder setzen..."
Ein paar Hundert Kilometer, angeschnallt mit seinem Brustgeschirr auf der Rückbank zwischen den Kids könnte ihm sicher gefallen. Aber ihn so auch mal alleine im Auto zu belassen gefällt mir nicht.
"...oder sollen wir seine Box..."
"Den Käfig" falle ich meiner Lady in den Satz.
"Ach ja, den Käfig! Ist dir das lieber" fragt sie mit einem süffisanten Unterton.
"Du willst also den Käfig."
"Ja....?" In einer anderen Welt stehen ein paar Beiträge.
Die hat Rose meines Wissens noch nicht gelesen.
"Dann nehmen wir ihn mit. Und den für den Hund auch" fügt sie grinsend hinzu.
"Den hatten wie ja schon lange nicht mehr..." strahlt sie auf einmal los.
"Ja, das gefällt mir jetzt. Den wirst du im Japandorf tragen.
Freust du dich drauf?"

"Ja Lady" antworte ich.
"Auch auf die Stadt...?"

Es ist lange her, dass ich meine Lady das letzte mal gesehen habe, wie sie solche Gedanken hat.
Ständig spiegelt sich ein neues Lächeln um ihren Mund.
Irgendetwas hat sie vor.

Ich freue mich drauf.


Vom Rosenzüchtling

Eine Olive

"Weißt du was" fragt mich Rose.
Im Moment sitzen wir vor dem Fernseher und lassen uns beflimmern. Eines der Kids ist bei uns aber das kümmert nicht.
"Ja Lady, du wünschst dir noch etwas Käse."
Zwar nicht das Beste um spät abends einen kleinen Hunger zu vertreiben aber um längen effektiver als Süßigkeit.
"Au ja, gerne. Du musst morgen früh mit dem Hund raus. Wann müssen wir fahren?"
Friseurtermin, um 09:30.
"Um Acht Uhr Dreizig."
"Schon?"
"Ich brauche fünfundvierzig Minuten. Etwas Sicherheit..."
"Dann weckst du mich um Sieben."
"Brötchen?"
"Nein. Was da ist."

Ich stehe auf um in die Küche zu gehen.
"Kein Parmesan!"
Gehört für mich eigentlich dazu. Fein gehobelt über die Cocktailtomatenscheiben. Dann gibt es eben nur Brie. Und Camembert. Mit gehobelten Scheiben alten Goudas, Artischocken, Oliven und Paprika.
Ein kleiner Nack. "Ohne Brot." Na gut, dann auch ohne Croutons.

Da Rose auf dem Sofa lümmelt ist es ungeschickt die Speisen auf den Tisch zu stellen. Den Teller mit Käse nimmt sie in die Hand. Die Schüssel mit der Antipasta halte ich ihr an.
"Danke mein Zögling" flüstert sie und beginnt.
Ich nasche mit.

Ein Stück Käse, eine Scheibe Tomate und eine Paprika.
Was mache ich eigentlich. Wie bescheuert sieht das aus, so gezwungen neben ihr das Schälchen zu halten, während sie langsam genießt.
Von ihrem Teller! Vom Schälchen nimmt sie kaum.
Dafür ich.
Ich will es leeren und wegstellen. Nehme eine Olive, die Letzte der gefüllten Peperonies, noch eine Olive und freu mich das Rose die übrige Artischocke isst.
Noch zehn, acht - fünf Oliven. Eine nimmt sich Rose, zwei nehme ich.
Rose schaut mich an, strahlt und füttert mich mit einem Stück Käse um sich selbst eine Olive zu gönnen.
Jetzt ist nur noch eine da.
Ich lächele meine Lady an, nehme die Olive und lege sie ihr auf den Teller.
"Die ist für dich."
Rose strahlt und küsst mich von weitem.
Dafür kann ich nun das Schälchen abstellen.
"Endlich leer" kommentier ich mein Tun.
"HIER!"

Mein Kopf fährt herum. Was meint sie damit?
In ihrer Hand hält meine Lady die Olive, genau dort wo ich gerade noch das Schälchen hielt.
Ihr Gesicht zeigt strenge. Ihr Blick sagt, tu nichts falsches.
Eilig beuge ich mich nach vorne um das Schälchen zu greifen und es meiner Lady zu reichen.
Kurz funkeln Roses Augen auf. Dann legt sie die Olive hinein und isst genüsslich Stück für Stück von dem Käse auf ihrem Teller.
"Verstanden" fragt sie mich als sie mir ihren leeren Teller reicht.
"Ja Lady" flüstere ich mit meinem Kid im Rücken und beuge mich vor.
"Haaalt" beordert mich ihre sanfte Stimme zurück.
Sie wartet bis das Schälchen mit der einzelnen Olive an exakt der gleichen Stelle ist. Langsam senkt sich ihre Hand. Sie zelebriert es regelrecht ihre Finger an die Olive zu legen, sie zu heben und an den Mund zu führen.
Rose pausiert, strahlt und öffnet den Mund:
"Jetzt darfst du."

Erziehung schadet nicht.
Im Gegenteil.
Sie gibt Halt.
Und stählt.

Besonders IHN.



Vom Rosenzüchtling