Sonntag, 15. Juni 2014

Humbler on

Ein Spielzeug.
Mein Spielzeug.
Nutzung geduldet. Nicht erlaubt. Nicht verboten.
"Wenn du meinst..."
Ein Spielgerät, das ich benutzen kann wann immer es die Zeit erlaubt.

Es ist Freitag Abend. In der Nachbarschaft ist es ruhig, nur ein dumpfer Ton ist ab und an zu hören. Fußballzeit.
Die Chance, dass uns jemand stört, dass uns im Dunkeln, im eigenen Garten jemand entdeckt ist nicht sehr groß.
Der Ball rollt.

Roses Glas ist leer. So gehe ich ins Haus um ihr eine neuerliche Erfrischung zu bringen, mich dabei im Haus zu entkleiden und im Anschluss auf dem Stuhl vor meiner Lady niederzulassen.
...und schrecke auf.
Das Erste, das den Stuhl berührt teilt mir mit 'Ey, hier ist kalt.'
"Was ist" fragt Rose nach, wobei sie den tiefhängenden Grund für meine Reaktion entdeckt.
"Ach, zieht's? Selber schuld."
"Ist kalt" antworte ich knapp und lasse mich langsam auf den Stuhl hinab.
Nun genieße ich es, wie sich der Beutel auf das kalte Geflecht senkt. Mann spürt nicht, dass unter IHM etwas hängt. Doch wird das Gehänge angehoben spürt Mann nicht nur den Druck von unten sondern auch die paar Gramm Gewichtsverlust. 'Interessant'

Beide lehnen wir im Stuhl zurück. Jeder erzählt von seinem Tag, vom Stress im Geschäft und von der Vorbereitung auf Morgen. Da kommt Lady I. Während wir rätseln wie das Wetter am Samstag wird, jeder mit dem Smartphone in der Hand auf das dort gezeigte Gewitter blickt wird IHM ganz kalt.
'Was...? Warum...? Achso. Wie schön.' Einen Fuß Rechts und einen Links neben mein Stück gelegt wichst Rose unvermittelt ihren Schwanz. Ich werde dabei ignoriert. Ihre Blick gilt dabei dem Phone, ihren Füßen und dem, was dazwischen steht.
Ein Fußjob. "Hmmm" brumme ich. Es kribbelt, ER zuckt und ein paar Mal durchzuckt es mich. Nach einer Weile lassen ihre Bewegungen nach. Der Sternenhimmel über mir leuchtet, der in mir scheint in weite Ferne gerückt. Meine Lady strahlt. Sie schreibt - Ladieschat.
Piep-Piep-Piep Kein Problem. Mein Ofen meldet sich.
So hat wenigstens sie und nicht ich mit den vergnüglichen Bewegungen Schluss gemacht.

Aus weitem Hintergrund ist Jubel zuhören, der aus den Fernsehern der Nachbarn aus Weit-Weit-Weg zu kommen scheint. Jubel? Tirilieren? In hellen Tönen Freude schreien? 'Gute Idee' entscheide ich mir im Keller den Humbler anzuziehen.
Zurück bei meiner Lady setzte ich mich dann erneut.

Wieder lasse ich das tiefergehängte Geläut langsam auf die Sitzfläche hinab, wobei es diesmal belastend ist, da der Balken Holz von oben auch dagegen drückt und meine Schenkel die Konstruktion nach unten pressen als ich mich letztlich setzen will.
Es rollt nichts ab. Der schlanke Humbler ist so konstruiert, dass alles was darunter liegt letztendlich auch darunter bleibt. Und seien es zwei zarte Bällchen, die nicht dafür geschaffen sind dutzende Kilos zu ertragen.
Mich jagt es hoch.

Mit einer kurzen Handbewegung kann ich mir selbst aus der Misere helfen. Indem ich die Latten greife, und leicht nach vorne drehe zeigen auch die Bälle dort hin. Nun stören sie beim Setzen nicht mehr. Als ich entspannender sitze und zu meiner Lady blicke lacht die kurz auf. Doch gilt das nicht mir. Sie hat nicht einmal etwas davon mitbekommen.
"Die Ladies fragen was du machst."
"In Demut vor der Lady sitzen."
Rose lacht und tippt. Es kam nicht an.

Der große Wagen steht über mir. Weit Oben am Himmel blinkt ein Flieger und von Osten her kommt ein Punkt. Die ISS. Ich kann ihm folgen. So einfach sind die Punkte sonst nicht zu erkennen und erst recht nicht ein genauer Zeitpunkt zu bestimmen. In dem Moment als sie fast Lotrecht über uns fliegt und ich mit weit in den Nacken gelegten Kopf das Schauspiel verfolge wird es wieder an meinen Bällen kühl. Ein Zeh tastet sich langsam nach einem Ball. Ein Zweiter legt sich auf dem Anderen auf und zuckt zurück.
"Was ist... Hast Du es mal wieder nicht lassen können?"
Rose hat den Humbler entdeckt.

Sie beugt sich vor, streichelt die Bälle, die sich hinter straffer Haut verbergen, bevor sie dann den Schaft und das Bändchen zu streicheln beginnt, das Stück bespielt, SEIN Köpfchen reibt und kurz danach die Tränen SEINER Sehnsucht nimmt um sie auf meiner Schenkel zu ziehen und ihre Hand zu säubern.
"Ach wie schade. Wenn das Rumpeln in meinem Bäuchlein nicht wäre. So gehst du wieder einmal leer aus" hier musste sie lachen "besser gesagt weiterhin voll ins Bett."
Das war's am Abend. Tisch abräumen, Fenster schließen - Humbler ab.
Es ist zu warm.

So wird im Bett nur ein sanftes Kuscheln erlaubt.


Vom Rosenzüchtling


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