Freitag, 6. Juni 2014

Milchexplosion

Was tun, wenn aus dem Kaffeeautomat das Kaffeepulver rieselt?
Putzen, was sonst.

Es ist kurz nach sechs Uhr morgens, das Glas mit der warmen Milch steht unter dem Auslass und ich schalte ein. Sofort beginnt die Maschine zu brummen doch erst einmal regnet es schwarze Punkte in das weiß gefüllte Glas.
'So ein...'  Ich habe besseres zu tun als so früh am Morgen die Maschine zu reinigen.
Ich leere das Glas, wärme frische Milch und wische den Auslass der Maschine aus.
Durchlauf zwei.
Das Glas steht bereit, ich starte die Maschine. Perfekt. Der Regen bleibt aus. Es sind keine kleinen Punkte auf der Milch zu sehen. Die kommen am Ende. Als Topping darauf.
Fünfzehn nach Sechs. Die Lady kommt gleich. Und mir gelingt es nicht, ihr einen Kaffee ohne Satz zuzubereiten.
Was ich nun brauche ist ein frisches Glas, nochmals Milch und Wärme. Ja, die fehlt im Moment.
Nebenbei wird der Kopf abmontiert, ausgewischt und ausgeputzt. In all der Kürze der Zeit versuche ich wenigstens gründlich zu sein.

Versuch drei.
Der Kaffee läuft. Von Oben färbt die Milch sich brauen. Darunter wabern braune Schlieren durch das Glas während am Boden die unberührte Milchschicht liegt.
Es funktioniert. Kein einziges Körnchen ist dieses Mal zu sehen. Ich bin zufrieden und gehe ins Büro.

"Was ist" fragt mich Rose, "gleich essen oder erst noch 'nen Kaffee?"
'Gar nichts von beidem.' Noch schmeckt der Kuchen aber ich wollte gleich einen frischen machen. Und mich danach in das renovierte Zimmer stürzen, das neue Bett dort aufbauen, Gardinenschien montieren, den Vorhang einhängen. Und waschen! Das muss ich auch.
"Erst Kaffee" antworte ich.
Die Lady wünscht meine Anwesenheit. Sie hat einiges zu erzählen und ich möchte wissen, was sie bewegt.

Also die Milch ins Glas und warm gemacht. Den Kuchen aufgeschnitten und auf die Teller gelegt. Das Glas unter dem Auslass der Kaffeemaschine gestellt, auf Start gedrückt.

"So ein Dreck!"
Lautstark schimpfend ziehe ich das Glas heraus. Die Milch ist mit Punkten übersät. Ich bin geladen. Jetzt noch das! Nicht nur heute Morgen. Auch jetzt bröselt wieder altes Pulver hinab. Wo kommt das her? Ich mag nicht mehr.
Mit einem Schwung schütte ich das Glas in die Spüle.
Von dort prallt es zurück und spritzt heraus, verteilt sich auf der Arbeitsplatte, über deren Rand, tropft an den Türen der Schränke hinab. Genau das hat jetzt noch gefehlt. Und genau jetzt muss Rose zudem hinter mir stehen.
Wie blöd muss ich sein mir selber noch so ein Geschäft zu machen. Als hätte ich sonst nicht genügend im Haus zu tun.

Zähneknirschend nehme ich das erstbeste Tuch und wische alles auf. Ein kurzes Schielen zu Rose. Die ist entsetzt.  Mit geöffnetem Mund steht sie erst da, dreht sich dann ab, um dann fluchtartig den Raum UND das Haus zu verlassen.
Ich, in meiner Rage folgen? 'Mach den Kaffee, beruhige dich!'

Es dauert gut zehn Minuten, bis endlich Kaffee ohne den Satz aus der Maschine läuft. Sie ist richtig gesäubert.
RZ, warum nicht gleich.

Der Kaffee ist heiß, der Kühlschrankkuchen kalt doch nichts gegen die Stimmung die uns am Tisch gesellschaft leistet.
Wir sind beide froh, als ich den Tisch abräume und mich für lange Zeit zum Bettbau verziehe.
Alles geht gut. Bis kurz vor Schluss.
Den ersten Lattenrost quäle ich zusammen. Anstatt sechs Schrauben nochmals aufzudrehen quetsche ich Latte für Latte in die Halterung. Verärgert über mein wie kann man so blöd sein schramme ich gegen die frische Bücherwand.
Dumm, DUMM. MAAAAN! Bin ich blöd.

Rost zwei geht schnell.
Anschrauben, einsetzten, zuschrauben, einquetschen.
So schnell es nur geht öffne ich die letzte Schraube erneut.
Aua aua au!

Der Finger ist gequetscht. Die Haut stark gefetzt. Aber wie es scheint sonst alles heil. Wird 'ne Blutblase geben. Glück gehabt.
RZ, du Idiot. Pass heut bloß auf!

Zu guter Letzt nehme ich den Rost um ihn ins Bettgestell einzulegen. Was ist das? Auf dem Karton am Boden. Drei Tropfen Blut. Jeder davon ein Euro Stück groß. Jetzt nichts ans Bett, auf den Boden, einen Tropfen davon an den Lattenrost bringen.
Ich schwenke herum, will über der Kartonage bleiben und schramme erneut an der Bücherwand entlang.
RZ, gib es auf. Nicht dein Tag.

Ein Pflaster später liegt die neue Matratze auf den Rosten auf. Das mit dem Gardinen aufhängen lasse ich heute. Wer weiß, was ich statt schwarzen Punkten und roten Flecken sonst heute noch zu Stande bringe.
Es ist spät.
Es ist Zehn.

Und Rose noch immer sauer auf mich.


Vom Rosenzüchtling

1 Kommentar:

  1. Mmh,
    bin jetzt ein wenig hin- und hergerissen.
    Im Blog herrschte doch (fast) immer nur Sonnenschein.
    Aber irgendwie beruhigt es mich doch auch, dass es doch solche Tage auch bei dir gibt.
    Wie soll man sonst die glücklichen Tage noch schätzen können.

    Auf ein Gewitter folgen meist umso schönere Tage, mit frischer Luft.

    Gruß
    Michael

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