Montag, 17. August 2015

Unbestochen

"Ich wünschte mir von dir..."
Das liebe ich an meiner Lady, an unserer Beziehung.
Sie will keine willenlos Unterwerfung.
Sie äußerst Wünsche und setzt voraus, dass ich sie ihr erfülle.
Aber wünscht sich eben nur das, was ich bereit bin ihr zu geben. Ein Leben lang.
Ich wünschte ist ohne Zwang. Es ist die Bekundung ihres Willens in der Hoffnung, daß auch ich diese Hoffnung in mir habe.
"Gerne!"

So lange hatte ich darauf gehofft, das meine Lady gefallen daran findet. Ich brauchte nicht zu überlegen, antwortete sofort.
"Bitte, bitte, JA."

Das Motiv hatten wir schnell. Sie und ich zusammen, verschlungen und verborgen. Zu sehen von wer uns kennt.
Doch wie genau? Wer machts?
Die Frage an das Kid, "kannst du mir...?"
Rose ist perplex.
"Hast du wirklich unser Kid danach gefragt?"
"Klar. Die Chance war da."
"War das gut" fragt Rose mich ein Kid mit einzubeziehen und es mit der Nase genau auf das zu deuten was wir sind.
"Keine Angst. Die Geschichte steht. Wasserdicht."
Ich erzähle Rose wie ich es eingefädelt habe. Sie grinst.
"Raffiniert."
... so bin ich eben, Chancen nutzend und formulierend um hinterher wieder zurück aus dem Loch zu finden.

Doch leider kommt es anders.
Der erste Entwurf gefällt uns noch nicht. Wir sprechen ihn durch, aber es ändert sich nichts. Noch ein Mal spreche ich das Kid darauf an,
"hab gerade keine Zeit. Muss lernen."
Damit hatte ich nicht gerechnet.
Jetzt Druck aufzubauen und weiter zu bohren zerstört die Legende.
Ebenso mehr als zwei Wochen Zeit zu haben.
Dann eben anders.

Mittagspause. Ich fasse den Entschluss einfach hinzugeben, beraten zu lassen und weiter zu sehen.
"Ja ist nicht schlecht. Kann man was draus machen. Wird schön, glaub's mir."
Ich glaube ihr.
"Ach ja, der Termin. In dreizehn Wochen?"
"WOW! Das ist lang."
"Wir sind voll. Keine Zeit."
Ich sage zu.
"Und wegen dem Motiv stimmen wir uns noch ab."
"Anfang Juli" frage ich.
"Ja, so rum."
Dann haben wir noch sechs Wochen um zueinander zu finden.

Es ist Anfang Juli, noch genau sechs Wochen, da rufe ich an.
"Das Motiv? Du, sorry. Aber so lange vorher mache ich mir darüber keine Gedanken."
Klasse. Mein Vertrauen schwindet, doch ich hänge am Haken.
"Gerne zwei Tage vorher. Ich habe ja deine Nummer."
"Gut denn, ich warte."
"Danke für deine Geduld."

Zwei Tage vorher, noch immer nichts da.
Ich rufe an.
"Ja... Heute ist Mittwoch. Am Freitag Termin. Ich schicke es dir vorher. Keine Sorge.
Und vielen Dank für deine Geduld. "
Meine Geduld ist extremst strapaziert. Langsam glaube ich, das alles geht schief.

Freitag morgen, "hast du schon was" fragt Rose.
Ein Blick auf mein Phone "noch immer nichts da."
"Willst du es dann wirklich machen lassen?"
"Ich gehe da hin. ....überlege es mir dann."
Ein ist klar. Was nicht gefällt wird nicht genommen.
Wenn es so weit kommt, das Studio gewechselt.

Kurz vor Zwölf, vier Stunden vor dem Termin erhalte ich endlich das erwartete Bild.
. . . und bin enttäuscht.
Das Einzige was daran anderen ist als auf meiner kleine Skizze die ich hinterließ:
Die Reihenfolge wurde geändert. Und zwar falsch herum.
"Nö. So nicht. Anders herum" telefoniere ich gleich darauf mit dem Studio.
"Das geht nicht mehr. Das jetzt 'rum zu drehen bekomme ich auf die Schnelle nicht mehr hin."
Ich bin so stinkig und sauer, halte mich dennoch zurück auf den Putz zu hauen.
"Willst du denn überhaupt noch bei denen" fragt mich Rose.
"Ich gehe da hin. Mal sehen was dann kommt."
Aber ganz ehrlich, mein Vertrauen ist weg. Wir reden hier nicht von einem Abziehbild. Wenn ich nicht schon Wochen vorher nachgefragt hätte, nicht nochmals vor zwei Tagen nachgehakt hätte....
Wie soll man jemandem begreiflich machen wie wichtig es ist hier mitzureden.
Mir war vor Wochen schon klar, wir brauchen drei bis vier Entwürfe um uns in die Richtung zu entwickeln die Rose gefällt. Die ich voller Stolz dann tragen möchte.
Und nicht so einfach 'nen 4 - Minuten Entwurf.

Eine halbe Stunde vor dem Termin waren wir dann dort. Rose und ich warteten geduldig, während die Stylisten zwei andere Kundinnen bestoch. Inzwischen war mir klar, das wird heute nichts mehr. Jedoch werde nicht ich sondern sie den Termin platzen lassen müssen.
Fragt sich nur wie.

"Hast du Paul schon den Entwurf gezeigt" fragt die Stylisten das Mädel am Empfang.
Diese kommt, zeigt und sagt erneut, "wenn du wert darauf legst, dass die Reihenfolge sich ändert wird das heute nichts."
Ich überlege.

Jedoch nicht wie wichtig mir die Reihenfolge ist. Sondern wie bekomme ich es hin endlich einen Entwurf zu bekommen der mir gefällt. Wie, den Termin nicht einzuhalten ohne dass ich Schuld daran bin.
Ich will mit der Stylisten sprechen. Und nicht nur kurz, während sie mal zwischendurch das Nadeln unterbricht. Jetzt, nach Vier. Jetzt, zu meinem Termin.

Ich bin krätzig, extrem Sauer aber lächle dabei. Innerlich brodelnd zeige ich das nicht nach Aussen. Sie sollen nicht sehen, dass mir längst die Lust vergangen ist.

"Ich weiß da was" meint das Mädel.
Sie designed um. Ändert hier, zeichnet da, verschlimmbessert es.
Und Rose?
Mir scheint, aus Liebe zu mir, weil sie weiß das ich will und heiß darauf bin nickt sie ab.
"Könnte gehen" stimme ich zu.

... in dem Wissen DAS Ding bei der Stylistin zu verwerfen.

Gut eine halbe Stunde später...
Es ist Sechzehn Uhr Vierzig, da sieht die Stylistin was sie stechen soll. Ich weiß wie lange das dauert und weiß aber auch die Zeit hat sie nicht mehr.
Deshalb hat sie auf mein Missfallen gesetzt.

Sie hält den Entwurf in Händen, dreht ihn leicht, kippt das Blatt und schaut es kritisch an.
"Nein. Das mache ich nicht" kommt plötzlich von ihr, "das gefällt mir nicht."
Entspannt warte ich was nun kommt.
"Wenn mir etwas nicht gefällt bin ich nicht richtig dabei. Und dann wird das nichts."
Sie schaut auf, ich schaue sie an.
"Gefällt mir" sage ich trocken und erkenne, wie ihre Gesichtszüge entgleisen.
"W... was?"
"Deine Einstellung gefällt mir."
"Und...?"
"Das du es dann nicht machen willst."
"Puh" schnauft sie erleichtert, "ich dachte schon du willst trotzdem."

Ich schweige.
Alles was ich will ist endlich ein gescheiter Entwurf und nicht nochmal drei Monate warten müssen.
"Ich habe keine Zeit, etwas anderes zu entwerfen. Aber ich kann dir folgendes anbieten."
Völlig entspannt höre ich zu. Es scheint in meinem Sinne zu laufen.
"Ich mache über's Wochenende einen Entwurf, sende ihn dir am Montag zu. Wir haben dann die Möglichkeit noch was zu ändern. Und können es dann am Freitag oder Samstag machen.
"In Ordnung."

Zwar bleibe ich ruhig aber innerlich jubel ich doch.
Genau so hatte ich es mir erhofft.
Der Termin ist um eine Woche verschoben und sie legt sich ins Zeug.

Und der Feier am Samstag steht auch nichts entgegen.
Keine Haut die juckt, kein Verband der ziept.

Ich freue mich.
Noch unbestochen.


Vom Rosenzüchtling

2 Kommentare:

  1. Hallo...

    du beschreibst hier wunderschön wie Espen Tattowierern abläuft.

    Ewig lang vorher Termine ausmachen und sagen das sie die Entwürfe fertig machen. Wenn man dann kommt wird dann doch alles Live auf der Haut zu einem "meist" wundervollen Kunstwerk zusammen gebastelt. Solange man eine guten Künstler/in hat braucht man sich da auch keine Sorgen machen, die arbeiten sowieso sehr nach Gefühl... das kenne ich gut, ist immer das gleiche.

    LG,
    Sarah

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    1. Wie recht du hast Sarah.
      Die Sorgen verfliegen gerade bei mir.

      Ich habe inzwischen einen Entwurf, der ein Element mehr enthält als von mir in Auftrag gegeben.
      Entweder weiß die Stylistin etwas oder sie folgte ihrer Intuition und band Naheliegendes mit ein.

      Aber noch muss ich warten.
      Dauert noch bis zum Termin.

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