Dienstag, 15. April 2014

Montag

Montag....
Wie oft liege ich falsch an diesem Tag.
Wie oft beginnt meine Woche bei Null.

Aber ich hieße nicht Paul, wenn ich nicht in der Lage wäre zu kapieren, mich zu ändern. Ich weiß was falsch läuft. Und heute werde ich was dagegen tun.
Frühstück? Genial. Alles super, zumindest die Zeit danach. Das davor? Abgehakt. Rose kann verzeihen. Vor allem, was sie nicht weiß.

"Was machen wir heute" fragt sie beim Laufen mit dem Hund. "Eigentlich sollte ich die Rosen sprühen."
"Bei dem Wind" der kommt böig aus allen Richtungen "sollte dir das heute gelingen."
"Du meinst, ich bekomme es ins Gesicht."
"Alle Rosen bekommt es ab. Und du stehst mittendrin."
"Was dann?"
"Ich möchte mit dir das Kleid kaufen."
"Heute?"

Was soll der Geiz? Wir haben Urlaub, haben Zeit. Schitt Wetter und ich brauche nicht bis zum letzten Tag zu warten um ihr ein Kleid für die anstehende Hochzeitsfeier zu kaufen. Uns bleiben zwar noch mehrere Wochen aber "lass uns doch schon mal schauen."
"Hast ja recht."
Überzeugung klingt anders.

Es findet sich nichts.
Was passt gefällt uns nicht und was uns gefällt ist nicht da.
Die Farben, der Schnitt... Rose sucht etwas besonderes. Elegant, nicht nur ein einziges Mal zu tragen. Die Farbe steht fest, der Stil eigentlich auch. Nur fündig werden wir nicht.
"So etwas müssten wir bestellen..."
Das können wir auch.
Auch der nächste Laden bietet nichts. Der hat bereits die neue Kollektion.
"Gefüttert? Spinnen die? Das ist für den Herbst. Was ich brauche ist sommerlich Leicht."

"Ach, mein armer Sub, was du alles über dich ergehen lassen musst. Nee, darfst! Wie ich sehe geht es IHM gut."
Ich sag es mal so: Mein Verhältnis zu Montags steigt sichtbar an.

Am Abend gibst lecker Brot. Frisch aus dem Ofen, etwas abgekühlt. Dazu Käse und Antipasta, der Rose zum Wohl.
Jetzt einfach bei der Stange bleiben, neben Rose sitzend den Film genießen.
Bevor der beginnt noch ein Blick auf die Mails.
Und - oh Schreck - "Lady, das ist wichtig. Darf ich kurz...?"
"Ja geh" entlässt sie mich aus ihrem Dienst.

Es dauert nur wenige Minuten, dann habe ich festgestellt:
Es ist gar nicht wichtig.
Ich hab mich vertan.

Aber wenn ich schon mal am Computer sitze,
wenn ich gerade in meinen Mails bin,
ich könnte doch,
ich mach es auch.

Schnell schreibe ich und höre gleich:
"Auf Marsch in euer Bett."
Der Montag ist vorbei. Es ist halb Elf. Meine Lady schickt die Kids zu Bett. Ich habe mal wieder zwei verlorene Stunden vor dem Rechner verbracht und habe dabei mehr als nur Zeit vergeudet.
Auch die Möglichkeit nur einmal einen guten Montag hinzulegen. An der Seite meiner Lady...
"Ich bin stinkig auf dich"
...an die Seite meiner Lady brauche ich nicht.

Das Einzige was mir einfällt ist das Buch zu nehmen und nach über einem Monat weiter daraus vorzulesen.
Weniger um die Wogen zu glätten.
Nicht mit dem Buch, die glättet die Zeit.
Mehr um weiter in dem Buch zu kommen. Denn seit letztem Herbst soll das Neue vom Autor erscheinen.
Mir deucht, der kommt erst mit dem Neuen heraus, wenn ich endlich sein Altes beendet habe.

Montag
Wenn ich so weiter mache wird das mein Lesetag.
Der Tag in der Woche, an dem wohl nie etwas geht.

"Na, wieder bei deinem Freund" frotzelt Rose gerade eben. "Wieder am Computer. Mal sehen, was das bringt."
Ich mache Schluss, heute ist Dienstag.
Ein suboptimaler Tag in der Woche reicht aus.


Vom Rosenzüchtling

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