Sonntag, 12. Juni 2016

Über den Zaun

"Wie das hier aussieht!
Früher hast du das alles besser gekonnt.
Da war das ein Bild.
Und jetzt?
Schau dir mal die Blumen an...
Gehen schon kaputt!"

Die Nachbarin schimpft. So haben wir sie selten, wenn sogar noch nie erlebt.
Das Opfer: Ihr Mann.
Oder wie wir manches mal schon dachten vielleicht sogar ihr sub.
Man sieht in schaffen, ständig ackern, alles machen - das perfekte Vorbild für mich.

"Die Blumen sind zerzaust! Überall gelbe Blätter."
"Entschuldige. Die sind so."

"Stimmt", auch Rose hört den Twist, sagt mir "er hat recht.
Längst kaufen sie keine Pflanzen mehr aus der Gärtnerei sondern nur noch die billigen Kümmerlinge aus dem Baumarkt."
Bei Fußballwerbung ist der gut. Aber seine Pflanzen entsprechen einem Kreisligaverein. Sie haben das Potential mal mit den Profis mitzuhalten, aber auf Dauer knickt der ein.
Masse-viele Märkte in jedem Kreis, anstelle einmal perfekt, ein regionaler Magnet zu sein.

Doch für ihn keine Chance.
Sie sieht ihren Garten und ärgert sich.
Ihr stolz, ihre Oase. "Trist und Welk!"
Das finden wir nicht.
Aber das ist ein Problem beim perfekten Garten, wenn alles stimmen muss, perfekt getrimmt, kein Laub, kein Grashalm in den Plattenfugen. Steril! Unnatürlich.

"Uli, früher hast du das gekonnt. Du willst bloß nicht.
Schau, wie du das in Ordnung bringst."

'Nein, nein' denke ich bei mir. 'So wird das später nicht bei uns sein.'
Nicht nur weil nichts in ihrem Garten mache, also in dem grünen, ihrem draußen sondern weil Rose auch anders tickt.
"Natürlich" soll alles wachsen, so naturbelassen wie nur möglich bleiben. Sie hegt und pflegt, greift dort ein wo es nötig ist. Aber ansonsten überlässt sie vieles sich selbst.

Wenn ich nicht pariere, dann gibt es für mich keinen Garten mehr
in den ich mich begeben kann.


Vom Rosenzüchtling

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