Montag, 5. Januar 2015

Der Vorleser

Ich darf vorlesen.
Wobei ich nicht mehr weiß ob ich sollte oder wollte.

Mir war es egal. Ich las ihr vor.
Jedoch, daß Buch ist schwer.
Eigentlich leichte Kost. Lustig und voller Humor.
So sollte man glauben.
Doch zwischendurch kommt es mir vor, es ist im Groll geschrieben.
Hinter den lustigen Worten steckt so viel Wahrheit. Die Bitternis des Lebens steht zwischen den Zeilen. Ständig überlege ich wie ernst es der Autorin war. Was kommt von ihr? Was ist ihr Leben?
Erschwerend kommt für mich hinzu, das Buch ist in einem anderen Tempo geschrieben. Manch Sätze zu kurz. Manch Ausführung zu lang. Ungewohn beim Vorzulesen. Ich denke zu viel. Lese andere Vokabeln die dort nicht stehen. Erwarte Wörter die nicht kommen.
Wie gesagt schwer zu lesen.

Roses Hand umschließt den Schaft.
Ich zucke los. Mir stockt der Atem. Das nächste Wort spreche ich mit  pipsiger Stimme. Eunuchengleich. Sie greift zum Beutel.
Ihre Hände spielen Murmeln, lassen die Bälle durch die Finger laufen. Kraulen, ziehen, drücken, klopfen. Dabei steigt meine Stimme an.
Zwei Pitsch Patsch kurze Schläge.
"Das reicht. Lies weiter. Gute Nacht."

Rose dreht sich um. Sie lässt von mir und lässt mich lesen.
Ich kann den Schmerz in beiden Bällen spüren.
Ein ungestilltes Ziehen herrscht dort seit Tagen. Wenn Rose mich berührt, wenn ich sie fühle, wenn mir ihr Duft in die Nase strömte. Dann pickst's in ihnen. Ich könnte hüpfen, könnte schreien.
Die Lady um Erleichterung fragen.

Es schmerzt dort unten dann und wann. Könnte sie nicht dafür sorgen das es anhält? Nicht abebbt um in Vergessenheit zu geraten sondern so lange zu spüren bis sie meint es reicht?

Sie ist es die darüber entscheidet.
Derweil darf ich lesen.
Packen wir's an.


Vom Rosenzüchtling

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