Sonntag, 26. April 2015

Betrogen

Die Füße.
Rose liegt bereits unter der Decke, bis hoch zum Kopf gezogen. Als ich ins Schlafzimmer komme sehe ich nur noch Gesicht und Haare, am unteren Ende ihre Füße.

Ich wollte sie massieren.
Am Liebsten sogar verwöhnen.
"Wenn überhaupt" sagte sie vor einer Stunde, "dann höchstens noch die Füße."

Die Füße.
Als ob das nicht reicht.
Mehr als das. ER-freut steht ER bereits.
Ich öffne den Schrank, ich nehme die Creme. Ich steige ins Bett, setze mich vor sie hin. Ich nehme die Füße lege sie auf mein Bein. Ich öffne den Tiegel, tauche meinen Finger hinein.
... um dann die Fußbutter auf ihrem Fuß zu verteilen. Auf Spann, Ferse und Sohle, dem Ballen, den Zehen, den Zwischenräumen. Jeder Zeh einzeln wird verwöhnt, gegnubbelt, gedrückt. Mit den Fingern umkreist, sanft gezwickt - massiert.
Muskeln und Knochen, an der Sohle die Bänder. Meine Fingerkuppen, meine Knöchel drücken sich hinein, fahren darüber, fühlen deutlich was sich unter der Haut befindet, wie der Fuß aufgebaut ist, wie die Sehne verläuft. Es ist berauschend.
Rose träumt.

Ihre Augen sind geschlossen, sie genießt das Streicheln meiner Hände, deren Halten, Ziehen, Spannen und Darüberziehen. Auch mir gefällt es, kann ebenfalls fallen. Träume selber - denke mich weg.
Sekunden - Minuten später ertappe ich mich. Ich war nicht bei Rose.
Ich war wo anders.

Meine Gedanken waren bei FS- einer Lady aus vergangenen Tagen.
Nach knapp Fünf Jahren suche, nach mehreren ergebnislosen Kontakten bahnt sich aktuell etwas an.
Wie viele gab es denn bereits? Waren es drei? Doch nur Zwei? Egal, wenn nun der Eine bleibt.
Gerade hatte ich von GP gelesen, der sich freut. Stolz ist auf FS.
Lange hat er warten müssen um jetzt endlich, endlich weiterzukommen.
Damit sie bekommt wonach er sich sehnt.

Und ich?
Bin ich jeck?
Anstelle mich auf meine Lady zu konzentrieren denke ich an eine andere.
Ich gehe fremd!
Ich betrüge sie!

Genau so wie sie ihn.
Ich wechsele den Fuß.

Neue Creme, neue Gedanken. Ferse, Sohle und die Zehen, nicht zu vergessen Zwischenräume.
Der Platz den es braucht, beweglich zu bleiben. Freiräume eben.
Freiräume in denen FS sich bewegt.
Die Ihn betrügt, wie ich betrüge?
Oh nein, sie betrügt nicht.
Sie macht was es sich wünscht, nimmt den Raum ein, den er ihr gibt.
Nein, sie betrügt nicht. Ganz im Gegenteil. Sie steht zu ihm.

Ich schäme mich.
Wie kann ich so etwas unterstellen?
Wie kann ich nur an andere denken und dabei Roses Fuß verwöhnen?
'Das kann nicht sein - das darf nicht sein' aber schaffe es nicht meine Gedanken zu lösen.

Die Zehen sind es die mich leiten. Das Stück daneben - Zwischenräume.
Je mehr meine Finger da durchgleiten, Rechts und Links an den Zehen reiben um so mehr denke ich an den Freiraum den GP ihr gibt.
'Auch Rose hat den Raum.' Sie weiß es, schätzt es. Will ihn nicht.
Wie weit wäre sie bereit abzuweichen vom gemeinsamen Weg?
Ich weiß es nicht.
Sie weiß es nicht.
Keiner ist bereit es herauszufinden.

Dennoch, ich beneide GP für den Stolz, den FS ihm bereitet.
- wenn ich sie nach einem solchen date zurück bekomme, sind wir beide nur noch wir. vermissen tun wir nichts...

Freiraum...
Ich massiere Roses Zehen.
Freiraum.
Ohne geht es nicht.
Es tut Rose gut, wenn mein Finger dazwischen liegt. Wenn er sie reibt und verwöhnt.
Doch ist mein Finger weg... vermissen tun wir nichts...

Meine Lady kann tun wo immer ihr nach ist.
Meine Gedanken sind nur ein Sehnen, das sie es nutzt, die Freiräume sieht.
Genau so wie sie es macht reicht es mir aus.
Ich brauche nicht mehr.
- wir wollen beide etwas besonderes erleben, und nicht nur einer!
- wir lieben uns, das ist etwas, was wir beide wissen und spüren
- wir "arbeiten" beide am spiel. sicher ich mehr als sie, aber ich mache nichts, was sie nicht weiß

Kein Wunder, dass mich seine Zeilen verfolgen.
Es sind Teile meiner Gedanken, von anderen geschrieben, von mir nun gelesen.

Ich betrüge sie nicht. Nicht mal in Gedanken.
Mein einziger Betrug, dass meine Gedanken nicht bei ihr sind.


Vom Rosenzüchtling

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