Samstag, 30. März 2013

Halt

Großtante.
Es kam nicht überraschend. Auch war es das zweite Mal.
Dennoch das erste Mädchen seid einem Viertel Jahrhundert in der Familie. Wie wird die Kleine jetzt verwöhnt.

Gestern kam sie nach Hause und Rose durfte sie bei den stolzen Eltern besuchen.
Mit strahlenden Augen kam sie heim.
"Was für eine süße Grott. Was für ein bezauberndes Ding."
So viel Freude schwang bei Rose mit, dass in mir ein leichtes Unbehagen aufzusteigen begann.
"Keine Angst mein Lieber. Wenn ich sehe, wie durstig die Kleine ist und dauernd an der Nichte hängt brauche ich das nicht mehr. Die Kleine ist wie unsere Nummer Zwei."
Ich sollte sparen, dass ich schneller zum Durchschnippeln komm.

Spät abends saß Rose da.
Ihr Blick war fern. Nicht auf den Fernseher fokussiert, er ging hindurch. Dann ging er hoch, streifte übers Regal, suchte ein Ziel, das dort nicht zu finden war.
Das Ziel ist weg, nicht zu begreifen, auch nicht zu sehen.
Es braut sich was auf, es kommt ein Sturm.
Meine Rose braucht Halt.

Ich rutsche zu ihr, lehne mich an, stütze sie ohne sie zu halten. Sie braucht die Freiheit, den Platz für ihre Gedanken. Die sind weit draußen, fern von hier.
Unvermittelt öffnet sich die Türe und ein Kid sagt "gute Nacht". Wie sicher manche Zeichen kommen.
Hier kann ich nichts für sie tun. Auch wir gehen ins Bett.

Dort lehnt sich Rose an, während ich den Rest unserer Geschichte vorlese.
Ich bin mir nicht sicher, ob sie folgt. Weit weg an einem fernen Ort schweifen ihre Gedanken umher. Weit weg in vergangener Zeit.
Die Geschichte ist aus, doch ihre Gedanken lange noch nicht zurück. Beneidenswert, wenn jemand so tief empfinden kann.
Ich rutsche hoch, lege mich über sie, lege meinen Arm um ihren Kopf.
Ich fühle mich so stark. Ich habe die Kraft, meiner Rose den Halt zu geben, den sie in unruhigen Zeiten braucht. Ich schließe sie in meinen Arm.
"Warte kurz" meinte Rose und drehte sich von mir ab.
Nicht weg, sondern so, dass ich mich an sie schmiegen kann.
So eng es ging folgte mein Körper ihrer Kontur. Mein Knie lag bei ihrem, mein Schenkel schmiegte sich bei ihr an. Mein Hüfte war gewölbt und Rose Po lag darin, an meiner Brust war ihr Rücken zu spüren und mein Arm schlang sich um sie herum.

Als sich nun ihre Hand auf meinen Hand legte, sie nahm, in ihre andere legte, sie umschloss wurde mir warm.
Ich wollte ihr geben. Sie sollte meine Kraft, die Wärme, sollte Halt von mir bekommen. Und nun tankte ich, bekam in ihrem Zustand so viel von ihr. Die Hand, die ganze Verbindung zu ihr. Obwohl ich höher lag, mein Kopf ihre Position überstieg war noch immer Rose diejenige, die Oben stand, deren Energie auf mich hinunter fließt.
'Bekommt sie auch oder sauge ich leer?'
Besser ich lasse los.

"Rose, wenn du was brauchst, bitte wecke mich."
"Ja. Gute Nacht."
Was dann passiert ist so typisch und einfach für mich.

Ich drehte mich um und schlief sofort.


Vom Rosenzüchtling

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