Montag, 2. September 2013

Umarmungen

"Ich bin Isabella."
"Hallo. Tanja."
"Hallo. Paul."

Artig geben wir vier uns die Hand. Deutlich werde ich von Lady I. überragt. Nur wenig größer als ich steht sie doch eine Stufe über mir. Wörtlich - am Eingang zum Lokal.
Unser Tisch steht draußen, wir setzten uns.
Der erste Eindruck: Distanz.
Wie ist der Andere real? Man kennt sich aus dem Netz. Einer Geschichte, einem Chat. Wie Authentisch ist der Andere?
Ich warte ab.

Wenig später schnappe ich mir Bernd. Zusammen erkunden wir das Buffet und tragen den ersten Teller hinaus. Die Ladies kommen miteinander gut zurecht. Die Chemie stimmt. Das erleichtert mich.

Doch noch immer bin ich nervös. Es fehlt Lady S.
Als sie kommt hänge ich fest. Ein kurzer Blick in ihre Augen. Sie sind schön.
Hatten wir uns zur Begrüßung umarmt?
Die Augen sind schön.
Die Bedienung kommt vorbei, nimmt die Bestellung auf und ich versuche mich von den Augen zu lösen.
"Lady" frage ich bei Rose nach, "magst du noch was?"

Ich hatte kurz überlegt was unhöflicher ist:
Gleich aufzustehen wenn jemand Neues zu uns stößt oder permanent nur auf die Augen zu starren.
Es war besser ich stand auf.

Während Bernd und ich langsam ins Gespräch kamen wartete A. noch immer verhalten ab. Genau wie zuvor ich schien nun er das Terrain zu sondierte. Man weiß besser zu Beginn wo die Tretminen liegen.
Da zu Beginn geredet wurde tauschte man am Ende die harten Informationen aus, gemeinhin Bücher genannt.
Was Rose aus denen wohl alles lernt...

Gegen 13:30 brachen wir auf. Das Seminar beginnt um Zwei.
Den Weg zum Auto und die kurze Fahrt nutzte Rose mit mir. Wir tauschten uns aus.
Passt! So der erste Eindruck bei uns.


Freudestrahlend empfing uns Martin - der Ladies Coach - im Freiraum und wir sechs Novizen harrten der Dinge, die nun folgen werden.
"Wollt ihr was trinken" fragte Markus, der Inhaber der Räumlichkeit.
"Wenn du auch Röhrchen hast. Das werde ich wohl brauchen."
"Strohhalme heißt das bei uns" übersetzte Lady I.
"Und Löllchen in unserem China-Restaurant."
'Und Röllchen macht Rose gleich aus mir.'
Ab jetzt war ich entspannt. Fing doch nun der scheinbar gemütliche Teil für mich an. Die drei Ladies in bequemer Kleidung, jede vor sich einen sub in Strumpfhosen, achteten darauf was Martin ihnen zeigt. Ich hingegen hatte meine Augen auf dem Bunni.

So wie sie ihre Hände hielt, hielt ich meine auch. So wie sie stand, stellte ich mich auf.
Mit einem bedeutenden Unterschied, der Rose kleine Probleme bereitete.
"Martin, wo befestige ich jetzt das Seil?"
Er hatte es mit einer Schlaufe an den Heels seines Bunnies befestigt. Ich hatte keine an.
Auch Bernd bemerkte den Seilabschluss.
"Leider habe ich keine Absätze" gab er zu bedenken.
"Vorsicht" antwortete Markus. Wir haben Heels in alle Größen da. Bis Neunundvierzig."
Was für eine Chance doch mal eine Runde auf solchem Niveau zu drehen.
Doch hatte meine Lady nichts gehört.
Irgendwie geriet sie in einen Flow.
Als ich das spürte fühlte ich in mich hinein.

Ich war gespannt. Eine Lage über der Brust, die zweite darunter und eine dritte um den Bauch. Leicht drehte ich mich. Fest.
Ich atmete tief ein. Das Seil hielt. Es war nicht mein Gedanke zu testen ob es bleibt sondern in es mich hält.
Ich spürte die Lagen, jedes einzelne Seil, dass mich umschließt. Es war wie eine Umarmung meiner Rose. Nein besser.
Das waren drei Umarmungen von ihr. Jeden Atemzug könnte ich spüren, wie Rose mich hielt. Leicht beugte ich mich vor. Auch jetzt spannte sie das Seil und achtete darauf, dass ich nicht kipp.
Sie streichelte mich.
Sanfte Berührungen liefen über meine Brust. Rose entknotete mich. Das Seil glitt über den Stoff und fühlte sich an, als ob Rose direkt die Haut berührt. Mein Blut war elektrisiert. In mir kribbelte es und ich kam frei.
Gefesselt sich nur beschränkt bewegen zu können ist interessant. Doch nun löste ich mich. Die erste Lage gab mich frei, während das Seil weiter sanft an mir rieb. Mein Körper bekam mehr Raum. Mir war, als dehnte er sich aus.

Eine Lage löste sich von der Brust, rutscht etwas ab bis Rose es über mein T-Shirt zog. Durch das Kribbeln in der Brust und entfesselt vom Druck wuchs meine Lunge an. Ich atmete ein. So befreit fühlte ich mich fast schwerelos, nur noch gesichert durch die letzte Lage oberhalb meiner Brust, die sich nun auch löst, von mir fällt und mich frei gibt.
Zu Rose zurück, auf den Teppich auf dem wir stehen.

Das war's.
Die Atmosphäre unter uns Acht lockerte zunehmendes auf. Alle entspannten sich, die Ladies entdeckten neue Möglichkeiten. Doch gelang es mir so nicht mehr, mich ins Seil fallen zu lassen. Ich hielt nur still, beobachtete was Martin mit seinem Bunnie und Rose mit mir machte, genoss den Sitz des Seils wo es saß und half.
Ich hielt das Seil.

"Das geht nicht! Der sub hat das Seil nicht an. Das wird bestraft."
Die Paddles hingen im anderen Raum. Und der Spanking-Workshop findet erst in zehn Tagen statt.
Ich muss wohl warten bis daheim.

"Ein Knoten hier, den nächsten da. So platziert, dass sie an den richtigen Stellen liegen.
Das Seil hier durchgeführt, zurück, rum, durch. Nochmals eingehängt und aufgezogen.
Fertig. Schaut es euch an."

Zöglings erste Schnürung
Ich trage Stolz ihr erste Mal!











"Das gefällt mir jetzt. Das hat was."
"Ja?"
Langsam kommt Spannung auf das Seil. Doch zwei Lagen Stoff und nur eine kleine Lücke zwischen dem Seil lassen IHM nicht den benötigten Platz. ER zeigt sich nicht.
"Das Seil reicht nicht."
Ich erinnere mich an die Diskussion an die Tage zuvor.
"Fünfzehn Meter, was mache ich damit? Mir reichen Zehn, oder...?"
"Zehn oder Zwölf sind ausreichend. Dazu noch Zwei Mal Fünf für die Hände."

Doch wie es scheint reichen die zwölf Meter im Moment nicht. Martin hat uns Verlängerungen gezeigt. Aber kommen wir später wieder so einfach an Seil?
"Brauchst du noch" flüstere ich Rose ins Ohr.
"Es sollte länger sein."
"Soll ich noch welches holen?"
"Wenn, dann von deinem Geld."
Ich habe Taschengeld für den heutigen Tag erhalten, mit dem ich alles zu bezahlen hatte.
"Deines ist übrigens der Rest."
Aha, das Geld das übrig bleibt.
Wenn es nach mir geht kaufe ich richtig ein. Ich habe gespürt, was mir die Umarmung bringt. Doch weiß ich auch, dass einer von uns beiden nutzlos herumliegen wird.
Hoffentlich nicht das Seil sondern ich.

"Markus, meine Lady möchte noch Seil, kann ich bei dir was kaufen."
"Klar. Wieviel?"
"Zwanzig Meter?"
"O.K."
Abgemessen, abgeschnitten... Um die Enden kümmere ich mich zu Haus.

Das Seminar ist aus.
Gemeinsam sitzen wir im Nebenraum, A. massiert Lady S. Schnell nehme ich mir ein Beispiel und massiere nun auch meine Lady. Während ich mich ausruhen durfte hatte sie Arbeit mit mir. Ungerecht.
Die Stimmung unter uns war gut. So entscheiden wir noch gemeinsam etwas zu uns zu nehmen bevor wir nach Hause fahren.

Es entwickelte sich die nette Unterhaltung, die ich mir seit Tagen erhofft hatte.
Wir durften die Anderen kennenlernen.
Endlich, nach sieben Stunden gemeinsamer Zeit.
Und als ich mich am Ende des Tages mit einer Umarmung von den Ladies verabschieden durfte genoss ich das.
Danke Ladies dass ihr uns zu so einem Tag eingeladen habt.

"Wie war es für dich" fragte Rose mich auf dem Weg heim.
"Unbeschreiblich schön. Ungezählte Umarmungen durch das Seil. Nun verstehe ich auch was D. damit meint."
Voller Dankbarkeit hatte ich Rose am Abend noch massiert und Vorgelesen bis sie fast schlief.
"Du hast bemerkt, dass ich am Eindösen bin."
"Ja Lady und Schluss gemacht. Damit du von der Geschichte nicht zu viel verpasst."

Und dann nahm sie mich in den Arm. Während ich meinen Hintern an sie schob, mich als Löffelchen an ihren Körper bog umarmte sie mich.
Ein Schauer lief meinen Rücken hinab, während Roses Finger meinen Arm hinunterglitten und unter mein Band...
MEIN BAND!!!
Wo habe ich es hin?
"Wo ist dein Band?"
"Haben wir es dort liegen gelassen?"
Kurz überlegte ich.

"Nein Lady. Es muss in deiner Tasche sein."
Da war es auch.

Zum Glück.




Vom Rosenzüchtling


Roses Starterset

Rotes Takling für die 20 Meter.
Gefühlsbetontes Handling?

3 Kommentare:

  1. Hallo, Ihr Zwei!

    Auch ich habe mich sehr gefreut, Euch endlich einmal persönlich kennen zu lernen!

    Nach dem Workshop habe ich etwas bedauert, dass wir keine Zeit zum freien Üben hatten. Da gab es ja allerhand Gerätschaften drumrum, die ich nur zu gerne in meine Makrameekünste integriert hätte. Aber was nicht war, kann ja noch werden. ;-)

    Unser kleiner 'Mini-Stammtisch' hinterher war mir sehr kostbar, die Gespräche sehr authentisch.

    Es hat mir sehr gefallen, wie selbstverständlich, natürlich, dezent und innig Ihr das lebt.

    Mein Fazit: Ja, das hat gepasst. Ich habe mich sehr wohl mit Euch allen gefühlt und hatte einen wunderbaren Tag!

    Lady S.

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  2. Schließe mich deinem Fazit absolut an, Lady S.
    Ging mir genauso :-)

    Und zu sehen wie Ihr beide das lebt, hat mich ungemein inspiriert. Meine Gedanken kreisen noch immer darum. Für mich, lebt ihr das Ideal aus. Es hat mich sehr berührt, wie authentisch, wie selbstverständlich, ja natürlich (ist das bessere Wort, danke Lady S.)Ihr das miteinander lebt. Wie würde- und respektvoll der Umgang miteinander. Danke dass ich das mal so live miterleben durfte.

    Ich hoffe, da irgendwann mal hin zu kommen....

    Grosses Kompliment!

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  3. Oh welch wunderschöne Knüpfarbeit liebe Rose.
    Das sind ja ganz wunderbare Verzierungen die du an deinem Schmuckstück angebracht hast.
    Wunderbar

    LG
    Chualinn

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