Montag, 14. Oktober 2013

Egoismus

Eng an Rose gekuschelt bemerke ich:
"Du tust mir gut."
Nicht nur ihr warmer Arm, der mich umschließt,
nicht nur ihre warme Brust an die sie mich zieht.
Auch von mir. Meine Rose im Arm zu halten, mit der Hand über ihren Rücken zu streichen. Ihre Haut zu spüren, ihre Haare zu berühren.
Sie wärmt mich auf.
Innerlich.

"War ich dir früher jemals so nah? Hatte ich dich so eng im Arm?" 'Hat Rose mir jemals so viel bedeutet?'
"Ja" meinte Rose, "zu Beginn."
Kurz überlege ich. Dann erscheint die Erinnerung.
An sie und mich. In ihrem Märchenzimmer. Eng umschlungen lagen wir da. Vereint.
Nicht Blume, nicht Rose. Sie war etwas zwischendrin. Eine Schönheit ohne Dornen, doch stachelig. In der Lage sich zu wehren, aber auf der Suche nach Schutz. Die suchte Halt, den wir beide uns gaben. Über lange Zeit.

Sie tat mir gut.
Damals, das Beste was mein bisheriges Leben mir bot.
Ich konnte genießen, von ihr Leben. Sie auch von mir.
Egoismus, auf besondere Art.

Und dann ließ ich nach.
Mehr Egoismus kam auf. Noch immer genoss ich. Doch die Stacheln mussten weg. Sie störten mich. Dazu band ich sie in ein Korsett, Familie genannt. Sie sollte stehen. Allein.
Sie brauchte mich, ich sie auch?

Irgendwann kam die Zeit, da brauchte ich sie. Und Blume war da. Schön und stark genug uns beiden halt zu geben.
Selbstverständlich für mich:
Wir sind ein Paar!

Die Zeit ging vorbei und bestärkt ging ich daraus wieder unseren, den richtigen, denn meinen Weg.
Es war gut zu Wissen, wenn etwas ist, Blume ist da.
Noch immer mit mir beschäftigt bemerkte ich kaum, wie viel Kraft es Blume gekostet hatte, sich meine Last mit aufzubürden.

Für sie begann eine schwere Zeit, in der das Schicksal weiteres Unheil aufziehen ließ.
Es saugte an ihrer Kraft, zehrte sie aus und ich lebte ein Leben fern ab von ihr.
Warum bekomme ich nicht...
Was hat sie nur...
Und weshalb ist sie ständig nur schlapp?

Ich brauchte lange um zu erkennen, meine Blume ist kaum noch. Klein und grau, kaum anzusehen.
'Ob sie mich braucht?'
Schlimm, wieviel Zeit ein Mann benötigt, sich diese Frage zu stellen.
Ich kümmerte mich. Ein klein wenig Pflege reichte aus, um in dem Grau das Saatkorn zu sehen. Es reichte aus, sie nach den Sorgen zu fragen, wodurch ihre ersten Triebe und die neue Knospe erschien.
'Wenn ich so weiter mache, kommt meine Blume zurück.'

Doch hier habe ich mich deutlich getäuscht.
Sie wusste, was mit den alten Stacheln geschah.
Sie ahnte, welche Kraft in ihr steckte.
Und sie bemerkte, was ihre Schönheit bewirkt.
Meine stachellose Blume kam nie mehr zurück.
Dafür erwuchs sie Königin der Blumen unter mir.

Zart pflegend, Schutz gebend, stützend, halten, ihren Wachstum erzeugend.
Dazu lebte wieder mein Egoismus auf. Ging es ihr gut, so eben auch mir. Je mehr ich mich bemühe, um so mehr gibt sie zurück.
Ich gab und sie wuchs zur prächtigen Rose heran, die mich bald überdeckt und meinen Halt kaum mehr braucht.


Nun liege ich bei ihr im Bett, liege in und halte sie fest in den Armen und erkenne wohin mich der Egoismus bringt.
Kein Stück weiter als zu Beginn..

Nur viel verschwendete Zeit.


Vom Rosenzüchtling


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