Mittwoch, 11. Januar 2012

Rosengedichte


 Bild der Rose

Die Welt umfasset nicht das Bild der Rose,

Die Phantasie umfasset nicht die Rose.

Vom Seelengarten Botin ist die Rose,

Und Inbegriff der Schönheit ist die Rose.


Dschalaluddin Rumi - Osmanischer Dichter (1207-1273)


Die Rosen fangen an aufzugehen
 
Die Rosen fangen an aufzugehen, erst ein paar, die sich nur so
gedankenlos aufschlugen und gleich viel zu groß wurden, dann, seit
gestern, sorgfältigere, edlere Rosen, denen es darauf ankam, 
langsamer zu sein, und sich zu fühlen im Aufgehen. 
 
Rainer Maria Rilke (1875-1926)


Die eine Rose
Die eine Rose überwältigt alles,
Die aufgeblüht ist aus dem Traum.
Sie rettet uns vom Grund des Falles.
Schafft um uns einen reinen Raum,
In dem nur wir sind und die Rose.
Und das Gesetz, das sie erweckt.
Und Tage kommen, reuelose.
Vom Licht der Rose angesteckt.

Eva Strittmatter (1930-  ?-)




Dornen


Wir haben Rosen
gepflanzt
Es wurden Dornen

Der Gärtner
tröstet uns
die Rosen schlafen
man muß auch
seine
Dornenzeit lieben

Rose Ausländer (1901-1988)
 

1 Kommentar:

  1. Eine Rose,
    ist eine Rose,
    ist eine Rose,
    ist eine Rose.
    Gertrude Stein





    Rote Rosen / Theodorstorm

    Wir haben nicht das Glück genossen
    In indischer Gelassenheit;
    In Qualen ist’s emporgeschossen,
    Wir wussten nichts von Seligkeit.

    Verzehrend kam’s in Sturm und Drange;
    Ein Weh nur war es, keine Lust!
    Es bleichte deine zarte Wange
    Und brach den Atem meiner Brust.

    Es schlang uns ein in wilde Fluten,
    Es riss uns in den jähen Schlund;
    Zerschmettert fast und im Verbluten
    Lag endlich trunken Mund auf Mund.

    Des Lebens Flamme war gesunken,
    Des Lebens Feuerquell verrauscht,
    Bis wir aufs neu den Götterfunken
    Umfangend, selig eingetauscht.

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