Mittwoch, 12. Juni 2013

Erwartungshaltung

Gebückt erwartete ich den ersten Schlag.

"Heute ziehe ich durch und du sagst, wenn du nicht mehr kannst."
Bei diesen Worten war ER aufgesprungen und hatte SEINE Herrin mit rosa glänzendem Köpfchen angestrahlt.
'Ob IHM dieser Glanz noch vergeht?'

Ich wartete gebannt. Wann fängt sie an? Ein Unbehagen stieg in mir auf, dass sich deutlich von SEINER Reaktion unterschied.
Wie stark, wie oft?

"Bist du bereit?"
Die Worte waren eine Erlösung für mich.
She cares. Rose haut nicht einfach drauf.

PATSCH.
Der erste Schlag traf gut. 'Fünf. Vielleicht auch Sechs.' Mehr Schläge davon halte ich aber nicht aus.
PATSCH.
Nummer Zwei schreibt sich brennend auf meine Haut.
Sie kann mehr. Die Schläge waren nicht mit endgültigem Schwung geführt und ich war froh darüber. Die reichen
PATSCH
mir.

Entweder versuchte Rose abwechselnd zu treffen oder ihre Schläge trafen nicht exakt. Der erste Rechts, dann Links, dann Rechts
PATSCH
und nun überall.
Der vierte Schlag saß. Die Rute legte sich Links auf die Backe, rollte über den rechten Po und zeichnete sich zusätzlich auf der Seite ab.
Chapeau
PATSCH

Ist die Rute so flexibel oder der Schlag so fest geführt? Erneut legte sich der Treib über beide Backen.
'Zählen die doppelt? Wie viele sind es überhaupt?
Erneut traf ein Schlag und neue Gefühle trieben in mir hoch.
Der Schmerz der letzten Schläge ist präsent, sagt mir 'mach Schluss'.
Der neue Schlag erzeugte einen eigenen Schmerz, der schreit 'gib auf.'
Dazwischen liegt die Erregung und meint 'halt aus, halt aus.'

PATSCH
Nach ungezählten Schlägen verließ mich der Mut.
"Bitte Herrin, höre auf."
Nun wartete ich auf den letzten, den finalen Schlag, mit dem sie mir bewies, wie wenig ich noch aushalte.
Doch der blieb aus.

Rose richtete mich auf, nahm mich fürsorglich in den Arm.
"Nicht schlecht. Immerhin Zehn."
Doch so viel. Mir war das Zählen vergangen.
"Willst du noch?"
Mein Hirn sprang an. Mit voller Energie wägte es alle Möglichkeiten ab.
Sag Nein und bekomme noch, weil es der Lady zu wenig waren.
Sag Ja und bekomme reichlich, weil du nicht satt zu kriegen bist.
Sag Ja aber kriegst nicht, weil ich nicht zu betteln habe.
Sag "Ja", weil es der Lady gefällt.
"Ja? Wirklich?"
Sag Nein , du hältst keinen mehr aus.
"Neiiiiija"
"Was jetzt, entscheide dich."
Rose lacht. Ich tue mich schwer. Ich will sie nicht enttäuschen. Ich will mich nicht falsch entscheiden. Ich will das Richtige tun.
Sanft streichelt ihre Hand an meinem Arm entlang, das Ende der Rute schaut hervor und kratzt etwas über meine Haut.
"Sag was DU willst. Willst DU mehr?"
"Nein."
Ich bin erlöst. Egal was noch kommt, was Rose will, ich habe ihr gesagt, was sie hören wollte: So wie es ist. Ich brauche nichts mehr, der Rest liegt bei ihr.
Die Last fällt von mir ab und ich richte mich auf.

"Wunderbar."
Damit meint sie nicht nur meine Entscheidung sondern auch die Linien, die sie zog. Stolz darauf griff Rose die Kamera.



"Tut es weh?"
Das ist das Verheerende für mich. Hört sie auf ist der Schmerz auch schon vorbei. Und zu Groß sollte er beim Erteilen nicht sein.
"Nein."
"Spürst du noch was?"
"Die Kontur, das Relief, dass ich tragen darf."
"Wie wunderbar. Zeig dich nochmal."
KLICK



"So langsam spüre ich immer mehr."
Etwas verdutzt schaue ich sie an. Die Ruten sind flexibel, ich glaube nicht, dass sie damit Probleme in der Hand bekommt.
"Wir werden das wohl wiederholen, wenn ich mit dem Gefühl etwas anfangen kann."
Stimmt ja, die Blüte wechselt sich.

Ob Besuch oder nicht.
Mit unterschiedlichen Eindrücken betteten wir beide uns zur Nacht.






Vom Rosenzüchtling



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