Sonntag, 28. Juli 2013

Tränen

"Es wird zu heiß..."
"Zu wenig Schatten..."
"Zu lange unterwegs..."

Es sind viele Argumente, die Rose gegen den Samstag hat. Natürlich will sie hin. Aber sie ist um ihr Wohlergehen besorgt. Ich selbst habe eine eiserne Natur. Hitze haut mich nicht um. Und in meinem neunen Leben war es mir noch nie zu heiß. Selbst bei 25 Grad ging ich mit Langarmhemd ins Büro. Nicht klimatisiert.
Ich teile Roses Bedenken, dass die Wärme ihr nicht bekommt. Sie weiß was sie aushält. Schon oft hatte sie die Grenzen ihres Körpers erlebt. Deshalb ist sie vorsichtig.

Der Zug ist klimatisiert, durch die Königsstraße weht ein sanfter Wind. Es ist zwar warm, aber es geht. Langsam trotten wir zur Paradestrecke. Wir haben Zeit.
Kurz nach drei finden wir einen schattigen Platz. Wunderbar, hier warten wir. Rose steht links, in der Mitte der Rolf und neben ihm, da stehe ich.
"Wenn ich neben dir stehe erkennt jeder sofort, dass du ein Hetero bist."
Rose ist gespannt, wie viele Geschenke ich bekomme. Vorweggegriffen: nicht mehr als sie.
Auf vier Uhr ist der Anfang geplant und als der Zug kurz vor Fünf bei uns ankommt hat sich die Erde gedreht. Wir, vor allem Rose steht in der prallen Sonne. Sie tanzt, reizt die Boys und Girls auf den Lastern auf und bekommt was sie will: sie wird nass gespritzt.

Über eine Stunde zieht Laster um Laster an uns vorbei und ich weiß nicht wohin ich schauen darf. Zu Mädels, von denen bekomme ich nichts. Dann besser die Jungs von denen ich nichts will. Rose selbst scheint es egal, sie lacht sogar als ich eine Einladung zu einer Party bekomm. Sie und Rolf haben Spaß und wir laufen im Anschluss dem Tross hinterher.
Die Innenstadt ist das Ziel.
Etwas Essen. Wir brauchen eine kleine Pause bevor es weiter geht.

Und genau da bleibe ich. Etwas dehydriert kann ich nun trinken so viel ich will. Mein Körper ist platt. Selbst als wir später auf der Schlosswiese sind zollt mein Körper dem Tag Tribut. Seine Pause hält an.
Zu Lang, zu heiß, zu sonnig - zu viel.
Genau so wie es meine Lady befürchte hat ist es bei mir eingetreten. Heimwärts im Zug nickte ich beinah ein. Selbst einfache Fragen meine Lady kamen nicht bei mir an. Und zu Hause verabschiedete sie mich sofort ins Bett.
"Schlaf. Was anderes ist eh nicht mehr mit dir anzufangen."
'Wie wahr.' Und das erste Mal am Tag, das ich machte was die Lady von mir wollte.

Am anderen Morgen war das Bett neben mir leer. Hatte ich geschnarcht? Oder warum ist die Lady geflüchtet?
Ich richtete mich. Im Wohnzimmer lag die Lady. Sie las.
"Zu warm zum Schlafen, Lady?"
"Ja. wie geht es dir? Wieder normal" herrscht sie mich an.
"Entschuldige. Wenn du mein befinden meinst, dann ja. Ansonsten weiß ich nicht was du meinst."
"Dein Empfinden. Dann ist gut."
Die Lady ist richtig sauer.
"Wie geht es dir?"
"Ich bin müde. Ein paar mal Fenster auf und wieder zu. Die Luft steht und sobald man ein Fenster aufmacht fängt es zu Regnen an. Ich habe kaum geschlafen."
"Entschuldige, ich habe nichts davon mitbekommen."
Das war schon früher bei den Kindern so. Bevor sie über zwanzig Minuten versucht mich zu wecken steht sie selber auf. Das ist normal.
"Du bist sauer?"
"Ja. Weil du nicht folgst. Weil du nicht machst, was ich von dir will."
'Die Unterhose!'
"Bist du sauer, weil ich darüber geschrieben habe?"
"Nein! Weil du keine angezogen hast. Obwohl ich es ausdrücklich gesagt habe. Ich gehe ins Bett."
Vielleicht hat es ein klein wenig abgekühlt, vielleicht hat sie sich gerade Kühlung verschafft. Vielleicht, weil ich nicht mehr im Schlafzimmer bin oder sie sehr müde ist. Auf jeden Fall ist ihr das Schlafen nun nicht mehr zu warm.
"Wann soll ich dich wecken."
"Wann wohl, um Neun."

Als ich alleine war kam die erste Träne hervor.
Zwei Stunden später mit dem Tablett in der Hand stand eine weiter Träne auf dem Kopf.
Selbst beim Frühstück haben sich mehrere Tränen gezeigt.

"Was ist los" fragte Rose nachdem ich abgeräumt hatte.
Ein Griff an den Schaft. Sie spielt an SEINEM Band und schnürte die Bälle, schlägt auf jeden ein Mal drauf. Ihre Finger umrundet den Kopf, streift sanft über das Loch, zieht einen Faden von dort weg und meint:
"er hat keine Lust."
Das was in meinem Kopf ankommt prägt ein ganz anderes Bild.
"Das ist SEIN Problem" antworte ich 'was nicht stimmt' und lege mich über sie.
"Wenn du meinst. Zumindest bemerke ich, dass im die Härte fehlt."
"Die Lady bevorzugt es hart."
"Ich gebe mich nicht mit weniger zufrieden, wenn ich alles haben kann."

Erneut tritt eine Träne zu Tage.
Rose lacht.

Es freut sie, wenn er die
Tränen der Sehnsucht weint.


Vom Rosenzüchtling


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen